Suche nach Gebeinen: Jüdischer Friedhof wird mit Bodenradar erkundet
Leipzig - Der Neue Israelitische Friedhof in Leipzig soll erforscht und aus seinem Dornröschenschlaf erweckt werden. Mit einem Bodenradar erkunden Wissenschaftler den Untergrund des jüdischen Gräberfeldes. Während der NS-Herrschaft waren Begräbnisse kaum dokumentiert worden.

Der Neue Israelitische Friedhof wurde im Mai 1928 als dritte Begräbnisstätte der jüdischen Gemeinde Leipzigs geweiht. Das imposante Gebäudeensemble mit seinem monumentalen Kuppelbau galt als architektonisches Meisterwerk.
Doch während des November-Pogroms 1938 wurde es gebrandschatzt, die Reste drei Monate später gesprengt.
Die Friedhofsführung war danach eher improvisiert – viele Ruhestätten hatten keinen Grabstein.
"Im Laufe der wechselvollen Geschichte des Ortes fanden während der NS-Zeit schlecht dokumentierte Bestattungen und Urnenbeisetzungen statt, die nun aufgearbeitet und in die Neugestaltung des Ortes sensibel integriert werden müssen", erläutert Eta Zachäus (75).
Die Nachkommin von Holocaust-Opfern hat das Projekt angeschoben und dafür die Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) als Partner gewonnen.
Bodenradar soll Struktur unter Erdoberfläche erfassen

Deren Geotechnik-Experten erkunden seit dem Sommer mit Bodenradar den Untergrund, ohne die Totenruhe zu stören.
Die Geräte gäben Auskunft über die oberflächennahe Struktur des Bodens, woraus geschlussfolgert werden könne, ob sich an den vermuteten Stellen tatsächlich Urnen oder Gebeine befinden könnten, erklärt Professor Ralf Thiele.
So solle die bisherige Gestaltungsgeometrie erfasst und mit ehemaligen Bauplänen abgeglichen werden.
Beim Umbau sollen einerseits die seit der NS-Zeit frei angelegten Grabfelder in ein Gesamtkonzept integriert, andererseits Gräber mit besonderer historischer Bedeutung besser erkennbar gemacht werden.
"Es ist für unsere Gemeinde und die Nachkommen von ungeheurer Bedeutung, wenn vermutete Gräber bestätigt werden", nennt Eta Zachäus eines der Hauptanliegen.
Titelfoto: Bildmontage: Waltraud Grubitzsch/dpa, Wikimedia Commons/K. Walter