Mysteriöse Briefe hinter Leipziger Scheibenwischern: Fun, Fake oder Crime?

Von Anke Brod

Leipzig - Vom 8. bis zum 11. Juni tauchten an Leipziger Autos massenweise mysteriöse Briefe gleicher Machart hinter Scheibenwischern auf. In einem wirbt etwa ein fiktives Seniorenheim den angeblichen Fair-Trade-Referenten Ralph Müller zu einem Vortrag an. Von Wiederitzsch bis Reudnitz rätselten Bürger dieser Tage, was dahinterstecken könnte. Viele wandten sich besorgt an die Polizei.

Die besagten Briefe klemmten unter den Scheibenwischern zahlreicher Autos.
Die besagten Briefe klemmten unter den Scheibenwischern zahlreicher Autos.  © privat/Facebook

Vermuteten die einen raffiniertes Ganoven-Ausbaldowern nicht bewegter Karossen zum späteren Klau, witterten andere Einbrüche in dazugehörige Wohnhäuser. 

Die dubiosen Schreiben mit unabgestempelten Briefmarken fanden sich in ganz Leipzig, so Gohlis, Wiederitzsch, aber auch im Süden oder Osten wie Volkmarsdorf wieder. 

In einem Briefkopf ist das Seniorenheim "Sonnenwinkel " in 04288 Leipzig angegeben - doch dieses Haus gibt es nach Recherchen von TAG24 in der Messestadt nicht! 

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In 04299 Leipzig-Stötteritz existiert lediglich die Straße "Sonnenwinkel". 

Und in 04289 Leipzig-Probstheida operiert das Arbeitersamariterbund-Objekt (ASB) "Am Sonnenpark". Jenes Haus vereint Seniorenwohnen, Tagespflege und Bildungszentrum. Wer also stückelte die Angaben derart willkürlich zusammen? 

TAG24 wollte darüber hinaus wissen, wer denn der gewisse "Herr Ralph Müller" sei. Bei Google fand sich auf der Webseite eines Eine-Welt-Ladens in Königs Wusterhausen (Brandenburg) tatsächlich ein Autor dieses Namens - mehr allerdings nicht. 

Höchst verwunderlich blieb für uns zunächst also: Wie sollte Herr Ralph Müller eigentlich an seine Einladung als Fair-Trade-Referent - noch dazu in das non-existente Seniorenheim "Sonnenwinkel" - gelangen, wenn die Anfrage dazu hinter Scheibenwischern klemmt? Wer oder was steckt hinter der kuriosen Angelegenheit? Ist es Fun, Fake oder gar Crime?

Polizei gibt Entwarnung - Briefe sind harmlos!

"Wir erhielten nun wegen der großen Besorgnis auch in sozialen Netzwerken aktuell ein Schreiben der Universität Leipzig", verriet eine Sprecherin der Polizeidirektion Leipzig TAG24 am Dienstag. Sie beruhigte: "Die Briefe wurden zu einer wissenschaftlichen Studie unter die Scheibenwischer geklemmt. Sie stellen also keine Vorbereitung einer Straftat dar!" Die Hochschule hatte demnach selber kaum mit solch einer Aufruhr gerechnet.

Die Briefe waren an einen gewissen "Ralph Müller" adressiert.
Die Briefe waren an einen gewissen "Ralph Müller" adressiert.  © privat/Facebook

Des Rätsels Lösung ist einfach ein lustiges "Lost-Letter-Experiment". Man wollte wohl schauen, ob Finder die Briefe mit den unabgestempelten Wertzeichen zur Weiterreise in den Postkasten werfen würden - oder eben auch nicht!

Titelfoto: privat/Facebook

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