Olympia-Zweiter spricht über Depression: Nach Erfolg in mentales Loch gefallen

Von Christian Johner

Leipzig - Der deutsche Geher Jonathan Hilbert (30) hat nach seiner Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio vor vier Jahren an einer Depression gelitten.

Gewann 2020 in Tokio die Silbermedaille im Gehen über 59 Kilometer: Jonathan Hilbert (30). (Archivbild)
Gewann 2020 in Tokio die Silbermedaille im Gehen über 59 Kilometer: Jonathan Hilbert (30). (Archivbild)  © Oliver Weiken/dpa

Er habe sich in eine psychotherapeutische Behandlung begeben, sagte Hilbert dem Mitteldeutschen Rundfunk. "Es war extrem entscheidend, dass ich mir eingestanden habe, dass ich professionelle Hilfe brauche."

Nach seinem Erfolg bei Olympia - dem bislang größten in seiner Karriere - sei er in ein mentales Loch gefallen, sagte Hilbert. Zudem wurde seine Paradedisziplin, das 50-Kilometer-Gehen, aus dem olympischen Programm gestrichen. Mit der neuen Strecke über die 35 Kilometer kam der gebürtige Thüringer nicht zurecht.

"Am Ende des Tages denkst du dann: Ich bin kein guter Sportler, ich bin kein guter Mensch, ich bin eigentlich minderwertig, ich war vielleicht ein One-Hit-Wonder", erzählte Hilbert.

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Der 30-Jährige suchte sich im vergangenen Jahr professionelle Unterstützung.

Neben der Therapie krempelte er sein Leben um, zog zu seiner Freundin nach Leipzig und wechselte den Trainer. "Wir haben ganz klare Visionen Richtung 2028", sagte Hilbert. Dann stehen die Olympischen Spiele in Los Angeles an. Zuvor gibt der Leichtathlet sein Comeback auf großer Bühne im September bei der WM - ausgerechnet in Tokio.

Solltet Ihr selbst von psychischen Problemen betroffen sein, findet Ihr bei dem bundesweiten Info-Telefon Depression unter der Rufnummer 08003344533 Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Außerdem könnt Ihr Euch an die Telefonseelsorge unter den bundeseinheitlichen Rufnummern 08001110111 oder 08001110222 wenden.

Titelfoto: Oliver Weiken/dpa

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