"Velo City": Leipzig macht sich grün für die Weltkonferenz der Fahrrad-Lobby
Leipzig - Seit Dienstag ist Leipzig dank der Weltradverkehrskonferenz "Velo City" als globale Fahrrad-Hauptstadt im Blickpunkt. Die Messestadt will sich dabei als Vorreiter der neuen grünen Mobilität präsentieren. Doch das birgt Konfliktpotenzial.

Bis Freitag dreht sich in Leipzig fast alles um den Drahtesel. Auf der Neuen Messe debattieren 1500 Wissenschaftler, Rad-Lobbyisten, Stadtplaner und Politiker aus 60 Ländern über die urbane Fahrradinfrastruktur der Zukunft.
Dafür wurde extra ein durchgängiger Radweg von der City zum Messegelände erschaffen. Mittwochabend soll es eine große Bike-Parade durch die Stadt geben.
Seit Monaten hatte die Stadt auf die Weltkonferenz hingearbeitet. Überall entstanden neue Radwege und Tempo-30-Zonen. Vor dem Hauptbahnhof wurden zwei Ring-Spuren gekappt. Wo jahrzehntelang Autos und Laster entlangfuhren, leuchtet jetzt schrillgrün ein breiter Fahrradweg.
Eine Entscheidung, die Leipzigs grüner Baubürgermeister Thomas Dienberg (60) am Stadtrat vorbei traf und wofür er heftige Kritik von CDU, FDP, Linken sowie von IHK und Handwerkskammer einstecken musste.
Eine Petition gegen die Umwidmung unterschrieben bislang mehr als 25.000 Bürger.


"Leading the transition" in Leipzig

Am Dienstag aber durfte sich Dienberg sein Lob abholen - vom Dachverband der Europäischen Radverkehrs-Organisationen ECF.
"Leipzig zeigt den Weg in eine grünere Zukunft und fördert das Fahrrad als dynamisches und integratives Verkehrsmittel", lobte Präsident Henk Swarttouw zur Eröffnung der "Velo City", deren Motto "Leading the transition" (dt.: den Übergang leiten) lautet.
Die Realität spricht zumindest in Deutschland eine andere Sprache.
Zwar nahm der Radverkehr nach Angaben des ADFC in den letzten Jahren zu. Doch zugleich sind hierzulande mit 48,5 Millionen Pkws so viele Autos zugelassen wie nie zuvor.
Titelfoto: Bildmontage: Hendrik Schmidt/dpa