Drama im Leipziger Zoo: Tigerbabys müssen eingeschläfert werden

Leipzig - Wie nah Freude und Enttäuschung manchmal beieinander liegen, zeigen die jüngsten Entwicklungen im Tigergehege des Leipziger Zoos. War die Begeisterung über Nachwuchs bei Amurtigerin Yushka am Mittwochabend noch überwältigend, sahen sich die Pfleger am Samstag gezwungen, die drei Babykatzen einschläfern zu lassen. Tragischerweise hatte sich die junge Mutter von ihrem Nachwuchs abgewandt.

Hat sich von ihrem Nachwuchs abgewandt: Armurtigerin Yushka.  © PR/Zoo Leipzig

"Es ist bekannt, dass die Erstaufzucht immer besondere Herausforderungen birgt", erklärt Zoodirektor Prof. Jörg Junhold.

Nachdem sich die noch unerfahrene Katzenmutter in den ersten Stunden vorbildlich um den Nachwuchs gekümmert und die Neugeborenen trocken geleckt habe, sowie erste Saugversuche seitens der Kleinen zu beobachten gewesen seien, habe Yushka sich von ihrem Nachwuchs distanziert.

"Sie hat die Geburt und den Start gut gemeistert, vieles intuitiv richtig gemacht und viel gelernt", so Prof. Junhold weiter. Dass sie die Aufzucht ohne ersichtlichen Grund abgebrochen habe, sei aus menschlicher Sicht traurig, gehöre aber im Tierreich bei unerfahrenen Müttern zum Verhaltensrepertoire dazu.

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"Wir haben Yushka die Zeit gegeben, möglichst viel Erfahrung zu sammeln, mussten den Nachwuchs dann aber heute einschläfern", sagt der Zoodirektor.

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Jungtiere vor dem Verhungern bewahren

Amurtiger sind die größten Raubkatzen der Welt und vom Aussterben bedroht. In Leipzig wird bereits seit den 70er Jahren das Internationale Tigerzuchtbuch geführt, das die Bestände in menschlicher Obhut erfasst. (Archivfoto)  © Jan Woitas/dpa

Durch die fehlende Fürsorge sei der Nachwuchs immer schwächer geworden und zunehmend ausgekühlt.

Tierarzt Dr. Andreas Bernhard erklärt die drastische Entscheidung wie folgt: "An diesem Punkt, wenn die Jungtiere kein aktives Verhalten mehr zeigen und damit beim Muttertier kein Stimulus zur Versorgung oder Milchbildung mehr ausgelöst wird, müssen wir der schweren Verantwortung gerecht werden, und den Jungtieren das Leiden durch Verhungern ersparen."

Momentan überwiege die Enttäuschung und Trauer über das Scheitern der Erstaufzucht der vom Aussterben bedrohten Tiger.

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Man sei sich des Risikos jedoch bewusst gewesen, erläutert der Zoodirektor. "Wir sind optimistisch, dass Yushka von diesen ersten Erfahrungen beim nächsten Mal profitieren wird."

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