Hunde-Attacke auf junge Schwestern in Sachsen: "Sehr tiefe Bisswunden mitten im Gesicht"
Leipzig - Die Zahl der Beißattacken durch Hunde steigt bundesweit seit Jahren an - erst im August wurden zwei Mädchen in Torgau von einer Dogge attackiert. In der Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig müssen inzwischen zweimal pro Monat schwere Fälle operiert werden. Eine Entwicklung, die dem Leiter der UKL-Kinderchirurgie, Prof. Martin Lacher, große Sorgen bereitet.
"Am häufigsten betroffen von Bissverletzungen durch große Hunde sind der Kopf und das Gesicht der Kinder, die Wangen, Nasen, Augen, Ohren und Lippen, gefolgt von Wunden an den Händen", sagt Prof. Lacher. Das liege natürlich daran, dass sich die Köpfe der Kinder auf Höhe der Hunde befinden.
Besonders ein Fall, bei dem eine Dogge im August zwei Kinder in Torgau (Landkreis Nordsachsen) angefallen hatte, sorgte bundesweit für Schlagzeilen.
"Das waren großflächige, sehr tiefe Bisswunden mitten im Gesicht", erinnert sich der Kinderchirurg. "So etwas sehen auch wir nicht jeden Tag, aber eben leider inzwischen viel zu häufig".
Das Durchschnittsalter der Kinder, die im Universitätsklinikum in Leipzig nach Bissattacken durch Hunde behandelt werden müssen, liege bei sechs Jahren.
Narben bleiben ein Leben lang
Nach einer Hundeattacke auf Kleinkinder folgten fast immer komplexe Operationen. Oftmals versuchten HNO-Experten und Gesichtschirurgen, die kleinen Gesichter durch langwierige Eingriffe aufwendig wiederherzustellen.
"Bissverletzungen im Gesicht, insbesondere der Nase, stellen oft eine große Herausforderung an die Chirurgenteams der MKG und HNO", ergänzt Prof. Andreas Dietz, Direktor der HNO-Klinik am UKL.
Es bedürfe großer Erfahrung in der Nasenkorrektur, um die Wundversorgung und Rekonstruktion mit einem zufriedenstellenden Ergebnis umzusetzen.
Auch wenn die moderne Medizin hier viel möglich mache - die entstellenden Narben bleiben ein Leben lang.
Kinder oft schwer traumatisiert - Ärzte fordern besseren Schutz
In diesem Jahr wurden am UKL bereits zehn Kinder nach Hundebissen stationär behandelt, im Vorjahr waren es 24.
"Solche Angriffe traumatisieren die Kinder zutiefst und fügen ihnen bleibende Verletzungen zu", betont Prof. Lacher. "Ganz offensichtlich versagen wir beim Schutz unserer Kinder vor solchen Gefahren."
Er appelliert an die Erwachsenen, ihre Verantwortung mehr wahrzunehmen. "Gerade Kleinkinder sind überproportional oft betroffen, denn sie verstehen die Grenzen von Hunden oftmals noch nicht".
Abschließend mahnt der Experte an, dass jede Bissverletzung durch einen Hund immer ärztlich abgeklärt werden müsse: "Auch kleine Bisswunden können zu schweren Infektionen führen", so Prof. Lacher.
Titelfoto: Bildmontage/123rf/donkiz/UKL

