Sechsjähriges Mädchen vergewaltigt - Nachbarin bekommt es mit, doch tut nichts!

Magdeburg - Missbrauchsfälle begleiten die Opfer ein Leben lang - besonders mit der Gewissheit, dass sie ihrem Peiniger über den Weg laufen könnten. Annika T. (38) passierte genau das.

In einem Linienbus in Magdeburg läuft Annika T. ihrem Vergewaltiger über den Weg - denn er befindet sich seit jeher auf freiem Fuß. (Symbolbild)
In einem Linienbus in Magdeburg läuft Annika T. ihrem Vergewaltiger über den Weg - denn er befindet sich seit jeher auf freiem Fuß. (Symbolbild)  © MVB/Stefan Deutsch

20 Jahre ist es nun schon her, dass Annika T. plötzlich ihrem Vergewaltiger über den Weg lief. In einem gewöhnlichen Linienbus in Magdeburg stand er plötzlich wieder vor ihr, erkannte sie sofort, sprach sie sogar an.

"Es kam alles wieder hoch, ich konnte das auch nicht verdrängen", erinnerte sich die heute 38-Jährige bei "Kripo Live - Tätern auf der Spur".

Was wieder hochkam, waren Erinnerungen an unvorstellbare Taten.

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1990 lebte die damals sechsjährige Annika T. ein friedliches, unbeschwertes Leben in einem Magdeburger Wohnblock, hatte viele Freunde und Spielgefährten - darunter auch der 19-jährige Stefan H.

Der geistig etwas zurückgebliebene Jugendliche spielte oft mit den Kindern Fußball oder Verstecken und verstand sich mit allen Nachbarn gut. Doch der nette Schein trog: Stefan H. verging sich heimlich an einigen Kindern.

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Wie sich Annika T. erinnerte, lockte er die jungen Mädchen mit Spielzeug oder Geschenken. Dann würde er sie zum "Taxi spielen" einladen, wo er die Kinder auf seinem Fahrrad umherfuhr. In Wahrheit brachte er sie an abgelegene Orte, wie einen einsamen Hinterhof oder einen Keller, um sie dort zu missbrauchen.

"Dann musste ich mich hinlegen, er hat mir meine Hose runtergezogen und sich dann an mir vergangen", berichtete die Geschädigte unter Tränen.

Sie empfand die Horror-Taten lange als normal, vertraute ihrem "Freund" Stefan H. total. Erst als sie älter wurde, begriff sie, was da mit ihr geschehen war.

Missbrauchstäter stand in Magdeburg vor Gericht - und ist bis heute auf freiem Fuß

Zwar wird der Täter vor Gericht gebracht, doch das Urteil fällt schockierend mild aus. (Symbolbild)
Zwar wird der Täter vor Gericht gebracht, doch das Urteil fällt schockierend mild aus. (Symbolbild)  © Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa

"Ab einem bestimmten Alter hat [Stefan H.] dann gesagt 'Ihr sagt nix, das darf keiner wissen, was wir im Keller machen!'", so das Opfer.

Annika T. erinnerte sich an einen Moment, der ihr schließlich jegliche Hoffnung nahm. Als der 19-Jährige sie ein weiteres Mal im Keller des Mehrfamilienhauses missbrauchte, klopfte plötzlich von außen eine Nachbarin ans Fenster.

"Sie sagte dann zu ihm, 'Ich hab alles mitgehört. Machst du das noch einmal, ruf ich die Polizei!'", schilderte die 38-Jährige.

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Die Nachbarsfrau ging schließlich weg, holte weder Hilfe noch Polizei - und die Taten des 19-Jährigen setzten sich ohne Unterbrechung fort.

Die Eltern des Kindes wussten damals nichts von den Vorkommnissen. Erst nach einem Streit mit ihrer besten Freundin vertraute sich Annika T. ihnen an.

Sechs Jahre später kam es schließlich zum Prozess gegen Stefan H. Zwar sollte Annika T., zu diesem Zeitpunkt 12 Jahre alt, als Zeugin aussagen, doch sie konnte den Anblick ihres Peinigers nicht ertragen. Der Gerichtsprozess ging ohne sie weiter und kam zu einem schockierenden Urteil. Stefan H. wurde, aufgrund seiner fehlenden geistigen Reife, nach dem Jugendstrafrecht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und ist bis heute auf freiem Fuß.

Annika T. musste das Geschehene mit zahlreichen Therapien aufarbeiten, doch kann bis jetzt keine Keller betreten und auch nicht mit dem Bus fahren. Wie auch andere Missbrauchsopfer, deren Täter nie gefasst wurden, lebt sie in ständiger Angst, dass sie ihrem Vergewaltiger eines Tages wieder über den Weg laufen könnte.

Titelfoto: Bildmontage: MVB/Stefan Deutsch, Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa

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