Nach mehreren Vorfällen: CSD-Veranstalter warnen vor rechter Gewalt und Angst

Von Daniel Josling

Magdeburg - Mit Blick auf die zahlreichen bevorstehenden Christopher Street Days in Sachsen-Anhalt haben die Veranstalter vor zunehmender Angst in der queeren Community und wachsender rechter Aggressivität gewarnt.

Seitdem der Landtag beschlossen hat, CSDs unter besonderen Schutz zu stellen, führt die Polizei rund um die Veranstaltungsorte gezielte Personenkontrollen durch.  © Matthias Bein/dpa

Zwar sehe der Verein das Land gut aufgestellt beim Schutz entsprechender Veranstaltungen, sagte Falko Jentsch, Vorstand des Christopher Street Days Sachsen-Anhalt, der Deutschen Presse-Agentur. Sorgen und Ängste nähmen dennoch deutlich zu.

Am vergangenen Sonntag war es in Bad Freienwalde (Brandenburg) zu einem gewaltsamen Angriff vermummter Männer auf eine Kundgebung gegen Hass und Hetze gekommen.

Teilnehmende stammten teils aus der queeren Community. Die Veranstalter sprachen von einer Attacke Rechtsextremer.

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"So ein Ereignis hätte sich in Sachsen-Anhalt nicht zutragen können", sagte Jentsch. Der Landtag hatte Ende 2023 beschlossen, CSDs und ähnliche Veranstaltungen unter besonderen Schutz zu stellen.

"Wenn dieses Beispiel aus Sachsen-Anhalt Schule machen würde, könnten Veranstaltungen auch in Brandenburg oder Sachsen besser geschützt werden."

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Eltern verbieten CSD-Teilnahme

Dem CSD in Wernigerode wurde dieses Jahr mit einem Anschlag gedroht - bei einer Hausdurchsuchung wurde Munition gefunden.  © Matthias Bein/dpa

Vor allem an den Tagen vor und nach den Veranstaltungen komme es zu Problemen. Beim CSD am 12. Juli in Köthen wird daher die Route aus Sicherheitsgründen nicht vorab veröffentlicht.

In Wernigerode hatten Unbekannte vor dem CSD Anfang Juni etwa die Tür eines Jugendzentrums in Schwarz-Weiß-Rot – den Farben der Reichsflagge – angestrichen. Auch eine mutmaßliche Gewaltdrohung wurde später bekannt.

Die wachsende Verunsicherung spiegele sich bei vielen Teilnehmenden. "Wir dürfen dieses Jahr nicht zum CSD, weil unsere Eltern es aus Angst um uns verboten haben", zitierte Jentsch aus Rückmeldungen von Jugendlichen.

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Eltern erkundigten sich direkt beim Verein nach der Sicherheit. Auch das Erscheinungsbild habe sich verändert: Die Veranstaltungen seien "nicht so bunt" wie früher, viele nutzten Umkleidemöglichkeiten vor Ort, um sich auf dem Hin- und Rückweg nicht angreifbar zu machen.

"Das führt zwangsläufig dazu, dass Menschen wegbleiben."

Hürden durch Ordnungsbehörden

In der New Yorker Schwulenbar "Stonewall Inn" in der Christopher Street führte eine Razzia der Polizei 1969 zu einem der ersten und größten Aufstände der queeren Community.  © Rhododendrites / Wikimedia Commons

Während Jentsch die Polizei ausdrücklich lobte, kritisierte er zunehmende Hürden durch Ordnungsbehörden. "Früher haben wir mit einem Zweizeiler angemeldet. Heute schreiben wir mehrseitige Ausarbeitungen über einzelne Redebeiträge."

Von Politik und Gesellschaft wünsche sich der Verein klare Rückendeckung.

"In Zeiten, wo queere Menschen ständig, wenn sie auf der Straße unterwegs sind, angegriffen werden, ist das alleinige Zusammenkommen von queeren Menschen als politische Demonstration zu würdigen."

An diesem Wochenende ist ein CSD in Wittenberg geplant. Damit ist etwa Halbzeit der diesjährigen CSD-Saison in Sachsen-Anhalt.

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