Ex-Arbeitgeber befragt 70 Personen zum Weihnachtsmarkt-Täter

Von Christopher Kissmann

Magdeburg - Der ehemalige Arbeitgeber des Todesfahrers von Magdeburg hat bei einer Sonderprüfung bisher 70 interne Befragungen durchgeführt, um Sachverhalte und Kommunikationsabläufe mit Taleb A. aufzuarbeiten.

Taleb A. arbeitete im Maßregelvollzug in Bernburg, bis er gekündigt wurde.
Taleb A. arbeitete im Maßregelvollzug in Bernburg, bis er gekündigt wurde.  © Rebsch/dpa

Es handle sich dabei überwiegend um Beschäftigte, die mit Taleb A. direkt zusammengearbeitet hätten, teilte das Gesundheitsunternehmen Salus auf Anfrage mit.

In einem Hinweisgeberportal seien bislang zwei Meldungen eingegangen.

Weiterhin wurden den Angaben zufolge mehr als eine Million Dateien nach einschlägigen Stichworten elektronisch durchsucht und davon 12.000 Dateien genauer überprüft. Zu konkreten Ergebnissen will sich Salus aktuell jedoch nicht äußern.

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Es gelte die Maxime, dass Sorgfalt vor Schnelligkeit gehe, sagte eine Sprecherin. Alle Aspekte sollten gründlich untersucht werden. Ein Abschlussbericht wird Ende Juli oder Anfang August erwartet.

Salus ist eine gemeinnützige Betreibergesellschaft für sozialorientierte Einrichtungen des Landes Sachsen-Anhalt. Taleb A. war dort seit 2020 im Maßregelvollzug in Bernburg (Salzlandkreis) als Arzt tätig.

Sein Aufgabengebiet umfasste die psychiatrische Betreuung von Straftätern auf drei Stationen. Die fristlose Kündigung erfolgte am 23. Dezember 2024.

Kollege machte sich Sorgen

Kurz vor Weihnachten war der Mann aus Saudi-Arabien mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast, sechs Menschen verloren ihr Leben und rund 300 Personen wurden verletzt.
Kurz vor Weihnachten war der Mann aus Saudi-Arabien mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast, sechs Menschen verloren ihr Leben und rund 300 Personen wurden verletzt.  © Matthias Bein/dpa

Im Februar war bekanntgeworden, dass sich ein Kollege ein paar Monate vor dem Anschlag Sorgen um die gesundheitliche Verfassung von Taleb A. machte und diese Hinweise auch an Vorgesetzte weitergegeben hatte.

Salus hat inzwischen zwei Sachverständige mit Leitungserfahrung in der forensischen Psychiatrie mit einer Begutachtung beauftragt.

Die beiden Professoren sollen prüfen, inwiefern man anhand des Wissensstands vor dem Anschlag, den Äußerungen und des Verhaltens von Taleb A. im Arbeitsumfeld eine mögliche Eigen- oder Fremdgefährdung hätte erkennen können beziehungsweise müssen.

Titelfoto: Rebsch/dpa

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