Tote in ewiger Bewegung: "Körperwelten" eröffnet erstmals in Magdeburg
Magdeburg - In der Magdeburger Hyparschale ist die seit 30 Jahren wandernde Ausstellung "Körperwelten" zu Gast. Hier kombinieren echte, menschliche Körper Wissenschaft und Kunst.

Ein Trapezkünstler mit deutlich sichtbaren Bauchmuskeln - bei Körperwelten kann dies wortwörtlich genommen werden.
Echte menschliche Präparate von freiwilligen Körperspendern zeigen den Lauf des Lebens, vom Fötus bis hin zur Altersschwäche.
Sie sind in lebensechte Positionen gebracht, doch Muskeln, Knochen, Nerven, Gelenke und Organe sind sichtbar.
Mediziner und Anatom Gunther von Hagens zeigte die Ausstellung erstmals 1995 in Tokio und gilt als Erfinder der Plastination: Dabei wird ein Körper durch den Austausch von Zellflüssigkeiten durch Kunststoffe haltbar gemacht.
So ein Prozess dauert meist ein Jahr und rund 1500 Arbeitsstunden, so Angelina Whalley auf der Pressekonferenz. Sie ist Direktorin des Instituts für Plastination, Kuratorin der Ausstellung und von Hagens Ehefrau.
Über die Jahre haben die Körperwelten immer wieder Fragen zur Totenwürde aufgeworfen - doch der Skandalwert sei abgeebbt, fügt Ethikprofessor Franz Josef Wetz hinzu.
"Die Besucher zeigen den Verstorbenen gegenüber Ehrfurcht. Das liegt daran, dass wir uns selbst in ihnen sehen", so Wetz. "Es ist quasi eine Porträtsammlung unserer eigenen inneren Existenzen."

Die Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit

Laut Whalley gibt es inzwischen über 23.000 Körperspender, die nach ihrem Tod Teil der Ausstellung werden wollen.
"Alles, was wir mit unserem Körper tun, hinterlässt Spuren", führt sie aus. "Viele Besucher werden emotional, überdenken im Anschluss ihre eigenen Gewohnheiten."
Einer Untersuchung der Uni Kassel zufolge wollen 9 Prozent der Besucher weniger oder gar nicht mehr rauchen, ganze 35 Prozent ihre Ernährung anpassen, so Whalley.
Und das ist eigentlich der Hintergrund der Ausstellung: Sie ist nicht nur eine faszinierende Darstellung von Anatomie, sondern eine Ode an das Leben, an die eigene Vergänglichkeit.
Dass sie am Freitag zum ersten Mal in Magdeburg eröffnet, ist für Oberbürgermeisterin Simone Borris (62, parteilos) eine besondere Ehre. "Der Besuch lohnt sich, auch trotz der aktuellen Verkehrssituation", grinst sie bei der Pressekonferenz.
Die Ausstellung ist zwischen 9 und 18 Uhr geöffnet, am Wochenende ab 10 Uhr. Tickets kosten zwischen 7,50 und 21 Euro.
Titelfoto: Isabelle Wiermann/TAG24