Zustand der Wälder bereitet Ministerium und Wissenschaft große Sorgen

Halle (Saale) - Der Wald in Sachsen-Anhalt darbt. Ein Bericht attestiert einigen Baumarten "tragische" Rekordverluste und Schäden. Experten warnen vor einem "Waldsterben 2.0".

Sachsen-Anhalts Forstminister Sven Schulze (43, CDU) macht sich über den Zustand der Wälder Sorgen. (Archivbild)
Sachsen-Anhalts Forstminister Sven Schulze (43, CDU) macht sich über den Zustand der Wälder Sorgen. (Archivbild)  © Matthias Bein/dpa

Forstexperten haben Sachsen-Anhalts Wäldern einen besorgniserregenden Zustand attestiert. Es gebe kaum etwas, dass sie am neuen Waldzustandsbericht zuversichtlich stimme, sagte Ulrike Talkner, Abteilungsleiterin für Umweltkontrolle an der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt, am Mittwoch bei der Vorstellung des Berichtes in Halle.

Die Wälder des Landes seien bundesweit mit am stärksten geschädigt.

Bei der Fichte sprach Talkner gar von "tragischen Rekordwerten". Ein Viertel des Bestandes sei in den vergangenen zwölf Monaten abgestorben.

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Die Hälfte der Bäume sei zudem beschädigt, so Talkner. Die Schwäche vieler Bäume zeige sich in einer zunehmenden Kronenverlichtung. Sie stieg für alle Baumarten auf einen neuen Höchstwert von 27 Prozent.

Die Kronenverlichtung gibt die Abweichung von der optimalen Belaubung oder Benadelung eines Baumes an.

"Der Zustand des Waldes bereitet mir nach wie vor Sorgen", sagte Sachsen-Anhalts Forstminister Sven Schulze (43, CDU). Insbesondere der Harz und der Osten des Bundeslandes seien von massiven Schäden betroffen.

"Düstere Zeiten" für Sachsen-Anhalts Wälder

Trockenheit und Hitze haben die Wälder zuletzt stark beeinflusst.
Trockenheit und Hitze haben die Wälder zuletzt stark beeinflusst.  © Matthias Bein/dpa

Der Stress für die Wälder habe sich durch Trockenheit und hohe Temperaturen im vergangenen Vegetationsjahr weiter verschärft. In einigen Regionen seien zwischen März und August nicht einmal 100 Millimeter Niederschlag gefallen.

Die Mitteltemperatur des Vegetationsjahres 2021/22 war zudem laut Schulze eine der wärmsten seit Messbeginn. Diese Kombination schwäche die Abwehrkräfte der Bäume.

Von den Schäden seien laut Talkner alle Baumarten betroffen. An den Kiefern breiteten sich Misteln aus, Eichen zeigten immer stärkere Kronenverlichtung und bei der sonst eher robusten Buche stiegen die Ausfallraten.

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Die Schäden seien größer als in den 80er Jahren als ein großes Waldsterben durch sauren Regen befürchtet wurde, sagte Talkner. Das drohende Szenario eines "Waldsterbens 2.0" müsse entschieden angegangen und der Klimawandel gestoppt werden, sonst drohten Sachsen-Anhalts Wäldern "düstere Zeiten", betonte Talkner.

Mittelfristig gelte es, den Waldumbau weiter voranzutreiben, führte Talkner aus. Dabei gebe es nicht den "einen Baum", der den Umständen trotze. Es müssten artenreichere Mischwälder entstehen, die besser an den Klimawandel angepasst seien.

Immer mehr kämen dabei auch Bäume zum Einsatz, die zum Teil im mediterranen Raum zu finden seien. Dazu zähle laut Talkner beispielsweise die Esskastanie.

Forstminister Schulze betonte, dass der Waldumbau auch ein Lernprozess sei. Es gebe keine Lösungen nach einem festen Schema. Die Politik habe das Problem erkannt und arbeite nun mit Hochdruck an geeigneten Maßnahmen, sagte Schulze.

"Fehler" seien dabei nicht auszuschließen.

Titelfoto: Matthias Bein/dpa

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