Nicht nur Intel! Unternehmen investieren Milliarden in Sachsen-Anhalt

Magdeburg - Holzhäuser, Impfstoffe, Lithium: Im Jahr 2023 haben zahlreiche Großinvestitionen Fahrt aufgenommen, von denen nur wenig bekannt ist. Die ersten Fabriken laufen schon, bei anderen stehen 2024 Meilensteine an.

Der Bau des neuen Elektronik-Verteilzentrums von Avnet liegt im Zeitplan, sodass der Standort im Frühjahr 2025 komplett in Betrieb gehen soll.
Der Bau des neuen Elektronik-Verteilzentrums von Avnet liegt im Zeitplan, sodass der Standort im Frühjahr 2025 komplett in Betrieb gehen soll.  © Heiko Rebsch/dpa

3.000.000.000. Eine Drei mit neun Nullen. Fast drei Milliarden Euro investieren allein die größten Unternehmen aktuell in Sachsen-Anhalt in Vorhaben, die seit 2022 bewilligt oder begonnen wurden.

Nimmt man die Investitionen von Intel dazu, muss man noch eine Null anhängen.

Zum Vergleich: Der gesamte Haushalt von Sachsen-Anhalt beträgt gut 15 Milliarden Euro. Die ersten Unternehmen haben bereits ihre Produktion angefahren, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt. Bei anderen Unternehmen steht der Produktionsbeginn für 2024 an.

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Dabei sind unter anderem ein weltweites Logistiklager von Daimler Trucks in Halberstadt, eine Bioraffinerie in Leuna, Holzhäuser aus Möckern und ein Zentrum für Impfstoffe in Halle.

Das größte Investitionsprojekt nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern für ganz Deutschland ist die Intel-Ansiedlung in Magdeburg. Rund 30 Milliarden Euro sollen in den Bau von mehreren Chipfabriken gehen.

Das US-Unternehmen und die deutsche Bundesregierung haben sich im Sommer auf finanzielle Unterstützung geeinigt. Gleichzeitig hat das Unternehmen nach Angaben einer Sprecherin eine Kooperation mit den sechs Hochschulen in Sachsen-Anhalt begonnen und sucht die ersten Mitarbeiter.

Die Vorbereitungen für den ersten Spatenstich in diesem Jahr laufen. Chips sollen in den beiden Fabriken frühestens ab 2027 produziert werden.

Neben Intel investieren auch viele andere Unternehmen

Sachsen-Anhalt soll das Herzstück der weltweiten Ersatzteilversorgung von Mercedes-Benz Trucks werden.
Sachsen-Anhalt soll das Herzstück der weltweiten Ersatzteilversorgung von Mercedes-Benz Trucks werden.  © Matthias Bein/dpa

Große Fortschritte macht nach Unternehmensangaben die Errichtung einer riesigen Bioraffinerie des finnischen Unternehmens UPM in Leuna. Aus Holz sollen hier ab Ende 2024 Kunststoffe entstehen.

Die Gesamtkosten belaufen sich laut UPM auf knapp 1,2 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr seien bereits die ersten Kooperationen mit Unternehmen zur Herstellung von Kunststoffen abgeschlossen worden.

Darunter mit dem Outdoor-Bekleidungsanbieter Vaude, dem Kühlmittelhersteller Hoertol Chemie und einem Vertriebspartner in Korea. 180 Mitarbeiter seien bereits eingestellt worden.

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Für das größte Logistikprojekt in der Firmengeschichte von Daimler Truck war im September offizielle Grundsteinlegung in Halberstadt. Ab 2025 sollen vom Harz aus Ersatzteile in alle Welt geliefert werden.

Rund 450 Arbeitsplätze entstehen hier zunächst, bei einer Investitionssumme von knapp 500 Millionen Euro. Das neue Zentrum ist das Herzstück der weltweiten Ersatzteilversorgung von Mercedes-Benz Lkw, wie das Unternehmen mitteilte.

Zahlreiche neue Jobs entstehen in den Regionen

In Bernburg entsteht ein großes Hochleistungsdistributionszentrum für Halbleiter und elektronische Bauteile.
In Bernburg entsteht ein großes Hochleistungsdistributionszentrum für Halbleiter und elektronische Bauteile.  © Heiko Rebsch/dpa

Im Elektronik-Verteilzentrum von Avnet in Bernburg konnte im November bereits Richtfest gefeiert werden.

Innerhalb der nächsten acht Jahre sollen in Bernburg rund 700 Arbeitsplätze entstehen. Nach der kompletten Inbetriebnahme sollen aus dem Logistikzentrum heraus täglich 19.000 Pakete an mehr als 30.000 Kunden weltweit ausgeliefert werden.

Bislang hat das Unternehmen zwei weitere Logistikzentren in Europa, eines im belgischen Tongeren und eines in Poing bei München.

Produktionsstart war bereits für bei Nokera im Jerichower Land. Nach Unternehmensangaben ist in Möckern die weltweit größte Produktionsstätte für Gebäude in serieller Holzbauweise in Betrieb gegangen.

Bis zu 30.000 Wohneinheiten können hier demnach pro Jahr aus Holz gefertigt werden. Elemente für die ersten Bauprojekte in ganz Deutschland würden bereits hergestellt.

Kompetenzzentrum für Impfstoffe will Produktion beginnen

Die erste Lithiumraffinerie Europas steht in Bitterfeld-Wolfen. Noch in diesem Jahr soll der Betrieb aufgenommen werden.
Die erste Lithiumraffinerie Europas steht in Bitterfeld-Wolfen. Noch in diesem Jahr soll der Betrieb aufgenommen werden.  © Sebastian Willnow/dpa

Am Weinberg Campus in Halle entsteht derzeit ein mRNA-Kompetenzzentrum des Münchener Unternehmens Wacker. Hier sollen entsprechende Impfstoffe entstehen.

Dadurch solle die Pandemiebereitschaft in Deutschland ausgebaut werden, so ein Sprecher des Unternehmens. Die Inbetriebnahme der rund 100 Millionen Euro teuren Investition ist für Mitte des Jahres geplant.

Ebenfalls ab Mitte des Jahres rechnet das Unternehmen AMG mit Beginn der Produktion in der ersten Lithiumraffinerie in Europa in Bitterfeld-Wolfen. Hier soll Lithiumhydroxid produziert werden, woraus später unter anderem Batterien für Elektroautos hergestellt werden können.

Rund 150 Millionen US-Dollar sollen nach Unternehmensangaben investiert werden, das Personal sei im vergangenen Jahr größtenteils bereits eingestellt worden.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (44, CDU) freut sich über den Fortschritt der laufenden Ansiedlungen. Das neue Jahr 2024 will der Minister nutzen, um die großen internationalen Unternehmen mit mittelständischen Firmen aus den Regionen zusammenzubringen.

"Ich möchte, dass die mittelständische Wirtschaft auch von diesen Investitionsentscheidungen profitiert", sagte Schulze der dpa. Daher solle es gemeinsame Treffen und Gespräche über mögliche Kooperationen geben.

Titelfoto: Heiko Rebsch/dpa

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