Von Britta Schultejans
München - Im Februar 1970 starben bei einem Brandanschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in München sieben Menschen. Der Täter wurde nie gefunden – bis jetzt?
Die Generalstaatsanwaltschaft München hat ein Prüfverfahren eingeleitet, nachdem sich eine Privatperson mit neuen Hinweisen gemeldet hatte, wie der Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Justiz, Andreas Franck, bestätigte.
Sieben Menschen waren am 13. Februar 1970 bei einem nächtlichen Brandanschlag auf das Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde in der bayerischen Landeshauptstadt, in der sich auch ein Altenheim befand, gestorben. Brennendes Benzin im Flur hatte den Opfern den Fluchtweg versperrt.
Wer für das verheerende Attentat auf die jüdischen Bewohner, darunter zwei KZ-Überlebende, verantwortlich war, blieb jahrzehntelang ungeklärt.
Er habe den neuen Hinweis gemeinsam mit dem Staatsschutz des Polizeipräsidiums München in einem Vorermittlungsverfahren auf Plausibilität geprüft, sagte Franck. Dieser Hinweis richtete sich seinen Angaben zufolge gegen eine bestimmte Person.
Die vorläufige Prüfung habe ergeben, dass der Verdacht gegen diese Person nachvollziehbar erscheint.
Tödlicher Brandanschlag auf jüdisches Gemeindezentrum in München: Ermittlungen 2017 eingestellt
Obwohl diese Person, zu der die Generalstaatsanwaltschaft zunächst keine weiteren Angaben machte, inzwischen nicht mehr lebt, wurde ein Ermittlungsverfahren eröffnet, das vor allem das Motiv des mutmaßlichen Täters klären soll.
"Wenn sich dabei Hinweise auf noch lebende Tatbeteiligte ergeben sollten, wird auch dem nachgegangen", betonte Franck. "In einer langen Reihe von Anschlägen gegen Juden nach 1945 war dies einer der schlimmsten. Es ist Aufgabe von Justiz und Polizei, hier so weit als möglich aufzuklären – auch wenn der mögliche Täter bereits verstorben ist."
Die Bundesanwaltschaft hatte die Ermittlungen 2017 eingestellt, nachdem sie 2013 für einige Zeit wieder aufgenommen worden waren.
Die Bundesanwaltschaft hatte die Ermittlungen im Zusammenhang mit einem "Focus"-Artikel vier Jahre zuvor wieder aufgenommen. Damals hatte es Hinweise auf einen Zusammenhang mit einem weiteren Anschlag zehn Tage später in München gegeben. Der Verdacht richtete sich gegen eine linksextreme Gruppe. Dieser erhärtete sich damals aber nicht.
Die Israelitische Kultusgemeinde hatte ihr Zentrum zur Zeit des Anschlags in der Münchner Reichenbachstraße. Heute hat sie ein neues Gebäude mit Synagoge am St.-Jakobs-Platz.