400 Jahre für Anführer! Hohe Haftstrafen für internationale Callcenter-Betrüger-Bande

München - Jahrelang haben falsche Polizeibeamte einer international agierenden Bande arglose Menschen vor allem in Bayern und Baden-Württemberg ausgenommen. Nun sind in der Türkei 67 Männer und Frauen verurteilt worden.

Die Callcenter-Betrüger-Bande hat im Süden Deutschlands zahlreiche Menschen um Geld und Wertgegenstände gebracht. (Symbolbild)
Die Callcenter-Betrüger-Bande hat im Süden Deutschlands zahlreiche Menschen um Geld und Wertgegenstände gebracht. (Symbolbild)  © 123RF/peopleimages12

Das zuständige Landgericht in der Stadt Izmir habe wegen organisierten Callcenter-Betrugs teils hohe Haftstrafen verhängt und zudem Vermögenswerte in Höhe von umgerechnet mehr als 60 Millionen Euro eingezogen. Das teilte das Polizeipräsidium München am Mittwoch mit. Den Schaden der Opfer wurde auf mehr als 120 Millionen Euro beziffert.

Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.

Der entsprechende Anführer der Bande hatte sich 2012 von Bremen in die Türkei abgesetzt und dort danach das Callcenter eingerichtet. Telefonisten, auch Keiler genannt, riefen von diesem aus die Opfer an und gaben sich als Polizisten aus, um mit erfundenen Geschichten ihren Gesprächspartnern Geld sowie Wertgegenstände zu entlocken.

München: Bundespolizei stoppt für Vogelfamilie mehrmals den Verkehr
München Bundespolizei stoppt für Vogelfamilie mehrmals den Verkehr

Im Dezember 2020 waren er und weitere Mitglieder bei einer Razzia in Izmir festgenommen worden.

"Nach unseren Ermittlungen sind diese Bandenstrukturen ein Milieu mit höchster krimineller Energie, denn die Täter schrecken auch vor schweren Straftaten nicht zurück", sagte Hans-Peter Chloupek, der bei der Polizei der bayerischen Landeshauptstadt die spezialisierte Ermittlungseinheit AG Phänomene leitet. Entsprechend hoch sind die Strafen.

Beamte aus Bayern und Baden-Württemberg waren Tätern lange auf der Spur

Der Chef der Bande bekam eine Haftstrafe von 400 Jahren und sechs Monaten, andere zwischen sechs Monaten und 199 Jahren. Seit 2017 waren Beamte aus Bayern und Baden-Württemberg sowie des Bundeskriminalamtes den Tätern auf der Spur.

Chloupek sprach von einem Urteil mit Signalwirkung für ähnliche Verfahren im In- und Ausland. "Die enge Zusammenarbeit mit den Behörden in der Türkei bei der Aushebung solcher Callcenter hat sich über Jahre hinweg etabliert und ist sehr gut."

Der Beamte hofft nun auf ein gutes Ende für die Betrogenen, auch mit Blick auf die Vermögenswerte, die eingezogen wurden. "Wir hoffen, dass damit die Opfer auch finanziell von den türkischen Behörden entschädigt werden können."

Titelfoto: 123RF/peopleimages12

Mehr zum Thema München: