Millionen-Auktion: Verschollen geglaubtes Bild erzielt "Spitzenpreis"

München - Ein lange verschollen geglaubtes Ölgemälde von Ernst Ludwig Kirchner ist am Freitagabend in München für fast sieben Millionen Euro versteigert worden.

Ernst Ludwig Kirchners "Tanz im Varieté" galt 80 Jahre lang als verschollen.
Ernst Ludwig Kirchners "Tanz im Varieté" galt 80 Jahre lang als verschollen.  © Matthias Balk/dpa

Für genau 6.958.000 Euro kam das Bild "Tanz im Varieté" aus dem Jahr 1911 unter den Hammer, wie das Auktionshaus Ketterer mitteilte. Eine Sprecherin nannte das einen "Spitzenpreis". Der Schätzpreis hatte zwischen zwei und drei Millionen Euro gelegen.

Dass das Bild überhaupt den Weg in eine Versteigerung fand, ist eine kleine Kunstsensation, denn sein Verbleib war jahrzehntelang ungeklärt.

Inzwischen weiß man: 80 Jahre lang befand es sich in einer Privatsammlung in Baden-Württemberg. Bis es wieder auftauchte, war es - auch bei Experten - ausschließlich als Schwarz-Weiß-Abbildung bekannt.

München: "Bierfluencer" oder Geschichts-Liebhaber: So gewinnt man bei der "Goldenen Bier-Idee 2025"
München Kultur & Leute "Bierfluencer" oder Geschichts-Liebhaber: So gewinnt man bei der "Goldenen Bier-Idee 2025"

Wo genau das Gemälde wann war, wollen Experten derzeit noch herausfinden. Klar ist nach Angaben des Auktionshauses nur, dass es kurz nach seiner Entstehung ausgestellt wurde und dann in den 1920er Jahren nochmal. Davon existieren laut Ketterer Bildaufnahmen. Kirchner selbst habe das Bild mehrfach fotografiert.

Zum letzten Mal ausgestellt wurde "Tanz im Varieté" Ende 1923 in Berlin. Danach verloren sich die Spuren und das Bild verschwand aus der Öffentlichkeit.

Ernst Ludwig Kirchner malte "Tanz im Varieté" 1911 in Dresden

Das 120 mal 145 Zentimeter große Werk ist "eines der außergewöhnlich großformatigen Bilder im Werk Kirchners", schrieb das Auktionshaus bei der Ankündigung der Versteigerung. Der Expressionist Kirchner habe damit seine Faszination für den Tanz verarbeitet. Das Gemälde zähle zu den letzten Werken, die Kirchner (1880-1938) in Dresden zum Thema Zirkus und Varieté gemalt habe.

Kirchner war Mitbegründer der Künstlervereinigung "Die Brücke". Gemeinsam mit Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und dem heute weniger bekannten Fritz Bleyl hatte er die Gruppe 1905 in Dresden gegründet.

Auktion in München: Jawlensky-Ölbild bringt Millionenerlös

Die "Spanische Tänzerin" von Alexej von Jawlensky wurde in München für 8,3 Millionen Euro versteigert.
Die "Spanische Tänzerin" von Alexej von Jawlensky wurde in München für 8,3 Millionen Euro versteigert.  © Matthias Balk/dpa

Ebenfalls am Freitag wurde ein Gemälde des Expressionisten Alexej von Jawlensky aus der Künstlergruppe Blauer Reiter in MÜnchen unter den Hammer gebracht.

Die "Spanische Tänzerin" wurde für mehr als 8,3 Millionen Euro versteigert, wie das Auktionshaus Ketterer mitteilte. Das Bild, das ein Schlüsselwerk des Malers gilt, war auf sieben bis zehn Millionen Euro taxiert worden. Es hatte sich mehr als 90 Jahre lang im Privatbesitz befunden.

Jawlensky (1864-1941) hat nach Angaben des Auktionshauses auf dem Bild seine Geliebte und spätere Frau Helene gemalt, als sie noch Kindermädchen bei ihm und seiner Lebensgefährtin, der Malerin Marianne von Werefkin, war.

München: LaBrassBanda mit neuem Album: Zurück zum Ursprung
München Kultur & Leute LaBrassBanda mit neuem Album: Zurück zum Ursprung

Die drei hätten eine nicht immer gemütliche Ménage-à-trois, eine Dreierbeziehung, geführt, schrieb Ketterer Kunst.

Auf der Rückseite des Bildes findet sich die Studie einer abstrakten Landschaft. Diese verweise auf die "Murnauer Landschaft" von 1909 aus den Beständen der Städtischen Galerie im Lenbachhaus.

Titelfoto: Matthias Balk/dpa

Mehr zum Thema München Kultur & Leute: