45 Jahre nach dem Oktoberfest-Anschlag: Kritik an lückenhafter Aufarbeitung

Von Regina Wank

München - Kaum sichtbar erinnert heute etwas an das Oktoberfest-Attentat von 1980. Dabei sind viele Fragen bis heute ungeklärt.

Blumen stecken am Denkmal am Haupteingang der Theresienwiese.
Blumen stecken am Denkmal am Haupteingang der Theresienwiese.  © picture alliance / dpa

45 Jahre nach dem Anschlag bemängeln Kritiker den Umgang mit dem blutigen Attentat. "Wir sind alles andere als zufrieden mit der Aufarbeitung.

Erst zum 40. Jahrestag vor fünf Jahren wurde die Tat offiziell als rechtsextremer Anschlag bewertet, doch es bleiben immer noch viele Leerstellen der Aufklärung übrig", sagte Matthias Langgartner von der DGB-Jugend, die seit Jahrzehnten mit dem Kulturreferat das Gedenken organisiert.

Am 26. September 1980 hatte eine Bombe am Haupteingang vom Oktoberfest zwölf Wiesn-Besucher und den rechtsextremen Täter Gundolf Köhler in den Tod gerissen.

Arzt-Zufall rettet Leben: Oktoberfest-Besucher (21) entkommt nur knapp dem Tod
Oktoberfest Arzt-Zufall rettet Leben: Oktoberfest-Besucher (21) entkommt nur knapp dem Tod

Es gab mehr als 200 Verletzte, viele von ihnen leiden bis heute an den Folgen.

Akten zu Oktoberfest-Anschlag wurden schnell geschlossen

Der Anschlag am Oktoberfest war seinerzeit zunächst als Tat eines Einzelnen aus persönlichem Frust eingeordnet worden, die Akten wurden schnell geschlossen. Opfervertreter kämpften jahrzehntelang um eine Wiederaufnahme des Verfahrens.

Erst 2020 stellte die Bundesanwaltschaft fest, dass Köhler aus rechtsextremistischer Motivation handelte. Er wollte demnach die damalige Bundestagswahl beeinflussen und wünschte sich einen Führerstaat nach NS-Vorbild.

Der DGB kritisiert, dass immer noch von einem Einzeltäter ausgegangen werde, obwohl der Täter Verbindungen in die rechtsextreme Szene und insbesondere zur Wehrsportgruppe Hoffmann hatte.

Der verwüstete Tatort beim Oktoberfest 1980. (Archivfoto)
Der verwüstete Tatort beim Oktoberfest 1980. (Archivfoto)  © Frank Leonhardt/dpa

Viele Schicksale bleiben unaufgearbeitet

Es sei zu befürchten, dass es keine weitere Aufnahme durch die Behörden gebe und daher viele Fragen ungeklärt blieben. "Das zeugt nicht nur von behördlicher Untätigkeit, sondern vor allem auch von fehlender Anerkennung für die Opfer."

Der Hilfetopf, den es einmal gegeben habe, sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Viele Betroffene seien der Öffentlichkeit unbekannt. "Da es besonders am Anfang lange dauerte, bis sie von Seiten der Politik Anerkennung fanden, haben viele geschwiegen."

Doch dadurch blieben viele Schicksale unaufgearbeitet und es mangle an Wertschätzung in der Gesellschaft. "Ich will gar nicht wissen, wie viele der Besucher des Oktoberfestes noch nie etwas von dem Anschlag gehört haben oder unbewusst am Denkmal vorbeigelaufen sind auf ihrem Weg zur Wiesn", sagte Langgartner.

Titelfoto: Montage: picture alliance /Frank Leonhardt/dpa

Mehr zum Thema Oktoberfest: