Geschlechts-Angleichung jetzt auch in Leipzig, doch nicht jeder Transgender will das

Leipzig - Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) führt als erste Plastische Chirurgie in Sachsen geschlechtsangleichende Operationen durch. Es werde fortan eine Versorgungslücke geschlossen. Bereits bei zwei Männern wurden in dieser Woche angleichende Eingriffe vorgenommen. Doch nicht alle Transgender wollen auch physisch das andere Geschlecht annehmen.

Stefan Langer, Leiter des Bereichs Plastische, Ästhetische und spezielle Handchirurgie, führt am UKL geschlechtsangleichende Operationen durch.
Stefan Langer, Leiter des Bereichs Plastische, Ästhetische und spezielle Handchirurgie, führt am UKL geschlechtsangleichende Operationen durch.  © Stefan Straube / UKL

Zwei sogenannte Vaginoplastiken seien in der vergangenen Woche an der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie des UKL vorgenommen worden. Zwei Transgender-Männer haben demzufolge ab sofort keinen Penis mehr, sondern eine Vagina. Derartige OPs seien mittlerweile - auch aufgrund modernster Technik - gewebeschonend und patientenfreundlich, heißt es in einer Mitteilung.

"Bei der operativen Geschlechtsangleichung bestehen zwei große Gruppen: Mann zu Frau und Frau zu Mann", so Prof. Stefan Langer, Leiter des Bereichs Plastische, Ästhetische und spezielle Handchirurgie. "Die größere Gruppe sind Transfrauen, also Männer im biologischen Sinn, die sich aber als Frau im Körper eines Mannes fühlen und Frauen werden möchten. "Die andere Gruppe, Frauen zu Männern, ist kleiner, aber auch operativ anspruchsvoller."

Man führe die Eingriffe mit sehr hoher Qualität durch und auch erst nach psychologischen und endokrinologischen Voruntersuchungen. Ein Psychotherapeut oder Psychiater, der den Patienten oder die Patientin mindestens seit eineinhalb Jahren kennt, muss ein Gutachten verfassen, damit Ärzte die Angleichung durchführen können und die Krankenkasse die Kosten dafür übernimmt. Weiterhin muss die gewünschte Geschlechtsrolle im Alltag mindestens 18 Monate erprobt worden und die gegengeschlechtliche Hormonbehandlung seit einem halben Jahr erfolgt sein.

Vor den Eingriffen berät sich ein Expertenteam

Bereits die ganze Woche weht die Regenbogenfahne, das Symbol der internationalen queeren Bewegung gut sichtbar in der Liebigstraße. Damit unterstützt das UKL den Christopher-Street-Day (CSD) und setzt ein Zeichen der Akzeptanz, Offenheit und gesellschaftl
Bereits die ganze Woche weht die Regenbogenfahne, das Symbol der internationalen queeren Bewegung gut sichtbar in der Liebigstraße. Damit unterstützt das UKL den Christopher-Street-Day (CSD) und setzt ein Zeichen der Akzeptanz, Offenheit und gesellschaftl  © Verena Kämpgen / UKL

Langer: "Dieser faire Weg ist besser, als vielleicht ins Ausland zu gehen oder in anderen Einrichtungen eine teure Rechnung zu erhalten. An einem Universitätsklinikum wie dem Leipziger sind transsexuelle Frauen und Männer gut aufgehoben." Vier bis zehn Tage nach dem Eingriff müssen die Patienten noch auf Station bleiben.

Alle werden zunächst in einem Team aus Psychologen, Endokrinologen und der UKL-Frauenklinik besprochen. "Nach meiner Kenntnis sind wir in Sachsen die einzige Plastische Chirurgie, die geschlechtsangleichende Operationen an den Genitalien und an der Brust bei Mann zu Frau und Frau zu Mann' durchführen", hebt der Facharzt hervor. Allerdings würden sich nicht alle Transfrauen und -männer für eine Operation entscheiden.

Geschlechtsangleichungen werden schon seit Jahrzehnten durchgeführt, jedoch seien sie früher mit einem hohen Risiko und nur mäßiger Patientenzufriedenheit verbunden gewesen, so der Chirurg. Deshalb haben derartige Eingriffe am UKL auch fast 20 Jahre lang geruht. "Heute sind die Patientinnen und Patienten in der Regel sehr zufrieden", meint Prof. Stefan Langer.

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