Wärmster gemessener Sommer: Alpen verloren 2022 so viel Gletschereis wie noch nie

Reading - In den europäischen Alpen ist im vergangenen Jahr dem EU-Klimawandeldienst Copernicus zufolge so viel Gletschereis geschmolzen wie nie zuvor.

Europa erlebte im vergangenen Jahr - erneut - den wärmsten jemals gemessenen Sommer. Dass dieser Trend kippt, gilt als mehr als unwahrscheinlich.
Europa erlebte im vergangenen Jahr - erneut - den wärmsten jemals gemessenen Sommer. Dass dieser Trend kippt, gilt als mehr als unwahrscheinlich.  © Ricardo Rubio/Europa Press/dpa

Die Gletscher der Alpen verloren mehr als fünf Kubikkilometer Eis, wie der Dienst mit Sitz in Reading (Großbritannien) am Donnerstag mitteilte.

Würde man diese Eismasse in Würfelform pressen, wären die Kanten des Würfels rund fünfeinhalbmal so hoch wie der Eiffelturm.

Das Gletscher-Eis ist nicht der einzige Rekord, den der Dienst für das Jahr 2022 feststellte: Europa erlebte zudem den wärmsten jemals gemessenen Sommer.

"Zertrümmert und zerstört": Gletscher schmelzen dramatisch schnell dahin!
Klima und Klimawandel "Zertrümmert und zerstört": Gletscher schmelzen dramatisch schnell dahin!

Er lag im Durchschnitt 1,4 Grad über dem Referenzzeitraum 1991 bis 2000. Nach Angaben von Copernicus steigen die Temperaturen in Europa rund doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt.

"Das Klima, das uns erwartet, wird sehr, sehr anders sein als das Klima, in dem wir aufgewachsen sind", sagte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo zu Journalisten. Umso wichtiger sei es, Daten und Wissen darüber zu sammeln und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Der Sommer war geprägt von einer enormen Dürre, die Copernicus zufolge mehr als ein Drittel Europas betraf und Landwirtschaft, Transporte und die Energieversorgung beeinträchtigte.

Auch die Sonneneinstrahlung in Europa war die intensivste seit 40 Jahren

Ein schlechter Witz, Mann: Altschnee und Geröll umrahmen den kleinen Überrest des Watzmann-Gletschers auf über 2000 Metern Höhe.
Ein schlechter Witz, Mann: Altschnee und Geröll umrahmen den kleinen Überrest des Watzmann-Gletschers auf über 2000 Metern Höhe.  © Angelika Warmuth/dpa

Dies lag unter anderem daran, dass im vorherigen Winter weniger Schnee fiel als üblich und enorme Hitzewellen im Sommer die Situation verschärften.

Im Süden Europas nahm zudem die Anzahl der Tage deutlich zu, die als Tage mit extremem Hitzestress gelten, der als gesundheitlich gefährlich gilt - der Copernicus-Dienst misst diese Tage in unterschiedlichen Temperaturstufen.

Außerdem war die Sonneneinstrahlung in Europa so intensiv wie zu keinem anderen Zeitpunkt in den vergangenen 40 Jahren. Dies führte in vielen Teilen des Kontinents zu einem überdurchschnittlichen Potenzial zur Produktion von Solarstrom. Die Fachleute gehen hier von einem anhaltenden Trend aus.

Erschreckender Bericht: "Beispiellose Veränderungen" im Wattenmeer gemessen
Klima und Klimawandel Erschreckender Bericht: "Beispiellose Veränderungen" im Wattenmeer gemessen

Die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre nahm auch im vergangenen Jahr nicht ab - im Gegenteil. Sowohl die Konzentration von Kohlendioxid als auch die des extrem potenten Klimagases Methan stieg an.

"Den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern ist zwingend notwendig, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern", sagte Copernicus-Vize-Direktorin Samantha Burgess.

Die Copernicus-Aufzeichnungen gehen bis 1979 zurück. Der Klimawandeldienst nutzt zudem Daten von Bodenstationen, Ballons, Flugzeugen und Satelliten, die bis 1950 zurückreichen. Monatlich werden mithilfe von Computeranalysen Daten zu Temperaturen, der Meereisdecke und anderen Aspekten veröffentlicht.

Titelfoto: Motage: Ricardo Rubio/EUROPA PRESS/dpa + Angelika Warmuth/dpa

Mehr zum Thema Klima und Klimawandel: