Dieser Leipziger Tatort-Star ist der neue Pittiplatsch

Leipzig - "Ach du meine Nase!" Kennen Sie, oder? Na klar, der Pittiplatsch hat's gesagt. Der freche Kobold avancierte in der DDR schnell zum Liebling der Zuschauer. Zum 60. Geburtstag des Sandmanns wurden im vergangenen Jahr nun erstmals seit 1991 neue Folgen aus dem Märchenland produziert. Seine Finger buchstäblich mit im Spiel hatte auch der Leipziger Christian Sengewald (43). Er ist der "neue" Pitti - und hofft auf eine Fortsetzung ...

Christian Sengewald (43) ist die Stimme hinter dem neuen Pittiplatsch. Doch der Kobold ist für den Leipziger bereits ein alter Bekannter.
Christian Sengewald (43) ist die Stimme hinter dem neuen Pittiplatsch. Doch der Kobold ist für den Leipziger bereits ein alter Bekannter.  © Goessinger

Vollere Haarpracht, weicherer Körper und sein Mundwerk, das kann jetzt richtig plappern. Nach fast 58 Jahren auf der Mattscheibe war es für Pittiplatsch an der Zeit, etwas an seinem Aussehen zu verändern. Doch keine Sorge: Einen kessen Spruch hat Pitti auch künftig auf der Lippe.

"Dass der Märchenwald mit seinen Bewohnern modernisiert wurde, ist gut. Aber auch, dass man nicht zu viel zum Original geändert hat", findet Christian Sengewald, der in der neuen Produktion den Pittiplatsch spielt. Denn der Kobold sei eine Identifikationsfigur - vor allem für die Menschen im Osten.

Auch für den gebürtigen Dresdner ist Pitti ein Teil seiner Kindheit. "Fernsehen war für mich immer etwas Besonderes, auch der Abendgruß. Ich konnte immer nur bei meinen Großeltern schauen", erinnert er sich. Denn seine Eltern hatten damals noch keinen Fernseher.

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Seinen ersten Fernsehauftritt hatte Pittiplatsch am 17. Juni 1962 in der Kindersendung "Meister Nadelöhr erzählt Märchen". Da war der Sachse noch gar nicht geboren. Trotzdem weiß er zu berichten: "Manche Eltern mochten Pitti anfangs gar nicht. Weil er zu frech war und auch einfach nicht schlafen gehen wollte". Kein gutes Vorbild für die Kinder. So war schon nach zwei Sendungen Schluss für den kleinen Unruhestifter. Doch das wollten die kleinen Zuschauer nicht hinnehmen, legten Protest ein. Schon an Weihnachten konnte Pittiplatsch dadurch wieder Schabernack im DDR-Fernsehen treiben, wenngleich weniger frech.

Neue Folgen mit Pittiplatsch: "Schön, dass ich dieses Erbe mit weiterführen durfte"

Heinz Schröder (1928-2009) hat den Pitti viele Jahrzehnte lang gespielt.
Heinz Schröder (1928-2009) hat den Pitti viele Jahrzehnte lang gespielt.  © Arno Burgi/ZB/dpa

Inzwischen trat Pittiplatsch mehr als 1 000 Mal beim "Sandmännchen" auf.

Seit dem 26. November 2019 sogar in 13 neuen Folgen. "Es gab beim RBB ein Casting für die neue Staffel", erzählt Sengewald. "Ich hatte einen gewissen Heimvorteil, weil ich Pitti ja schon eine ganze Weile spiele." Nämlich seit zehn Jahren bei der Tourneeproduktion "Pittiplatsch auf Reisen". 2010 trat er damit die Nachfolge von DDR-Legende Heinz Schröder (1928-2009) an. Der Puppenspieler hatte neben Pitti auch Fernsehlieblinge wie Herrn Fuchs, Frau Igel, Onkel Uhu oder Bummi Bär gespielt und gesprochen.

Nach der Abwicklung des DDR-Fernsehens ging er dann ab 1993 mit Pittiplatsch auf Tour. Er hätte es sich vermutlich auch nicht nehmen lassen, die Kultfigur selbst noch einmal für den RBB zum Leben zu erwecken. Doch die Zeit war einfach noch nicht reif. So war es nun an Christian Sengewald.

Christian Sengewald liebt das Handwerk des Puppenspielens: "Für Kinder ist es die erste Theatererfahrung und ich bin stolz, dass ich das machen darf."
Christian Sengewald liebt das Handwerk des Puppenspielens: "Für Kinder ist es die erste Theatererfahrung und ich bin stolz, dass ich das machen darf."  © Ralf Seegers

"Ich habe mir vorher nochmal alte Folgen angeschaut", erklärt der Schauspieler. "Mein Ziel war es, nah am Original zu bleiben."

Die Stimme war dabei die kleinste Herausforderung. "Pitti hat eine eher helle und klare Stimme und ist damit relativ einfach", beschreibt Sengewald. Aber der Dreh in Hamburg hatte es in sich. Für etwa vier Minuten Filmzeit stand der Puppenspieler mit seinen Kollegen täglich bis zu elf Stunden im Studio. Oder besser: Er saß. Auf einem rollbaren Brett sitzend bewegte er sich kopfüber mit Pitti auf der Hand durch das neu gestaltete Märchenland. "Puppenspiel ist oft mit Schmerzen verbunden. Man muss sich viel verrenken", sagt Sengewald.

Auch die Bedienung von Pittiplatschs neuem Mund erforderte viel Fingerspitzengefühl von ihm. Immer und immer wieder mussten Szenen wiederholt werden, weil die Mundbewegung nicht zum Gesagten passte. "Man muss unglaublich präzise arbeiten. Die Kamera sieht jedes Detail", erklärt der Sachse. "Die Illusion soll schließlich perfekt sein."

Doch trotz aller Schwierigkeiten: Christian Sengewald ist stolz, dass er den neuen Pitti spielen durfte. "Ich spiele eine Figur, die jeder kennt und furchtbar beliebt ist. Es ist schön, dass ich dieses Erbe mit weiterführen durfte", erzählt der Vater einer Tochter. Nun hofft er, dass es mit Pittiplatsch, Schnatterinchen und Moppi weitergeht. "Der RBB war mit dem Ergebnis sehr glücklich. Ich hoffe, dass es neue Folgen geben wird."

Die neuen Folgen von Pitti und seinen Freunden laufen immer dienstags bei "Unser Sändmännchen".

Rollen durchs Set: Martin Paas (Moppi, v.l.) Susi Claus (Schnatterinchen) und Christian Sengewald (Pitti).
Rollen durchs Set: Martin Paas (Moppi, v.l.) Susi Claus (Schnatterinchen) und Christian Sengewald (Pitti).  © Daniel Reinhardt/dpa

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