Zugriff! Wie Leipzigs härtester Drogenfahnder diese Dealer zu Fall brachte
Leipzig - Sein Gesicht darf nicht fotografiert werden. Denn Andreas R. (52) hat in Leipzig viele Feinde. Als Drogenfahnder versucht er, der Rauschgift-Mafia wenigstens etwas von dem "Stoff“ abzujagen, der in Sachsens Drogen-Hochburg für so viel Elend sorgt.
Als das weiße Mercedes-Coupé an der Karl-Liebknecht-Straße hielt und zwei Araber mit prall gefüllten Müllsäcken in einer Shisha-Bar verschwanden, schlugen die Fahnder zu. Die Dealer wurden auf den Boden gedrückt und verhaftet, in den Säcken steckten knapp zehn Kilo Marihuana (TAG24 berichtete).
Die Aktion im vergangenen Mai war der Coup von Andreas R. und seinem Team. Insgesamt 27 Kilo Marihuana und 56 Gramm Kokain stellten die Ermittler bei der Bande sicher. Drei Syrer (22, 23, 27) müssen sich seit Montag vor dem Landgericht dafür verantworten.
Doch wie läuft so eine Drogen-Fahndung? "Aus der Telefonüberwachung in einem anderen Verfahren gab es Hinweise auf den A.“, berichtete Andreas R. am Montag vor Gericht. Der 22-Jährige habe in seinen Telefonaten stets verschlüsselt gesprochen. "Die Drogen wurden als 'Sachen‘ bezeichnet, die Kilos als 'Stückzahl‘, Crystal heißt 'Salz‘.“
Im April startete die Observation des Verdächtigen . "Die führte uns dann zu T. und dessen Wohnung in der Schützenhausstraße“, erzählte der Kripo-Mann. Hier vermuteten die Ermittler schon bald das Drogenlager. Und lagen damit goldrichtig. Am 7. Mai hängten sich Zivilfahnder nach einem abgefangenen Telefonat an die Fersen von A. Sie sahen, wie er an der Haustür des Gebäudes von T. einen Beutel mit "Sachen“ erhielt. Doch noch verzichtete Andreas R. auf den Zugriff.
Drogenfahnder berichtet: Zehn Kilo Gras in Müllsäcken
Zwei Tage später vereinbarte die Bande am Telefon die nächste Auslieferung.
"Wir haben die Telefonate live mitgehört, ein Dolmetscher hat alles übersetzt“, so R. Diesmal ging es um albanisches Gras, das den Angaben der Syrer zufolge nicht so "grün" sei wie "das Letzte“ und deshalb nur zwischen 1100 und 1300 Euro pro Kilo kosten sollte. "Das war mindere Qualität, sonst kostet das Kilo Marihuana hier zwischen 1600 und 1700 Euro, in Bayern sogar über 2000, weil der Handel dort gefährlicher ist“, weiß Andreas R.
Im weißen Luxus-Coupé ließ sich A., der vor Gericht angab, Schüler zu sein, am 9. Mai von Bandenmitglied H. zur Schützenhausstraße chauffieren. Und wieder waren die Observationsteams der Drogenfahndung in ihrem Schatten. Andreas T.: "Wir sahen, wie die Kofferraumklappe aufging, konnten zunächst aber nicht erkennen, was verladen wurde - deshalb habe ich hier den Zugriff noch nicht freigegeben.“
Der Mercedes fuhr sodann in die Südvorstadt und stoppte auf dem Fußweg vor der Shisha-Bar, die zwei Türken gehörte. Als die Müllsäcke verladen wurden, befahl Drogenfahnder R.: "Zugriff!“
Neben den knapp zehn Kilo "albanisches Gras“, das in den Säcken lagerte, stellten die Beamten in T.s Wohnung weitere 17 Kilo Marihuana und 56 Gramm Kokain sicher.
Alle drei Syrer legten am Montag über ihre Anwälte Geständnisse ab. Sie müssen mit mehrjährigen Haftstrafen rechnen. Das Urteil wird vermutlich am 27. Januar gesprochen.
Und Drogenfahnder Andreas R.? Der zündete sich nach den Geständnissen der Bande vor dem Gerichtsgebäude genüsslich eine Zigarette an. Doch seine Zufriedenheit wird nicht viel länger als diese eine Zigarettenlänge angehalten haben. Denn der alte Haudegen weiß genau, dass er gegen eine Hydra kämpft und die Lücke, die sein Coup im Mai in die Szene geschlagen hat, längst wieder geschlossen ist.