Urteil nach sexuellem Missbrauch an Kindern: Kein Berufsverbot für Erzieher

Magdeburg - Ein Kindergärtner ist am Mittwoch in Magdeburg wegen sexuellen Missbrauchs an zwei fünf Jahre alten Mädchen zu sieben Jahren Haft verurteilt worden.

In der Kita "Sonnenschein" in Westeregeln südwestlich von Magdeburg soll Erzieher John E. (26) zwei kleine fünfjährige Mädchen sexuell missbraucht haben.
In der Kita "Sonnenschein" in Westeregeln südwestlich von Magdeburg soll Erzieher John E. (26) zwei kleine fünfjährige Mädchen sexuell missbraucht haben.  © Tom Wunderlich

Die zweite Jugendschutzstrafkammer des Landgerichts sprach den Erzieher wegen schweren sexuellen Missbrauchs in sechs Fällen und sexuellen Missbrauchs in einem Fall schuldig.

Der nicht vorbestrafte 26-Jährige hatte zugegeben, die Mädchen im April und August 2018 in einer Kita in Westeregeln (Salzlandkreis) zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben. Obendrein fotografierte er die Mädchen und filmte mit dem Handy.

Mit dem Urteil blieb das Gericht unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die für eine achtjährige Haftstrafe plädiert hatte.

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Das Gericht zeigte sich überzeugt, "dass planvoll gehandelt wurde". "Er hat das Vertrauen der Schutzbefohlenen und seine Stellung als Betreuer ausgenutzt", sagte die Vorsitzende Richterin Anne Seydell zur Begründung. Trotz Scham sei er seinen Bedürfnissen immer wieder nachgegangen, hieß es.

John E. hatte zwei Mädchen in einem Kindergarten mehrmals sexuell missbraucht. Der 26-Jährige hat alles zugegeben.
John E. hatte zwei Mädchen in einem Kindergarten mehrmals sexuell missbraucht. Der 26-Jährige hat alles zugegeben.  © DPA

Zugunsten des Mannes wurde sein umfassendes Geständnis gewertet, das er auf eigenen Wunsch zum Prozessauftakt am 22. Februar nicht hinter verschlossenen Türen abgelegt hatte. Der Saal des Landgerichts war da, wie auch zur Urteilsverkündung, bis auf den letzten Platz mit Zuschauern gefüllt.

"Wir haben ihnen jedes Wort abgenommen und haben Respekt davor, dass sie trotz ihres Bekanntheitsgrades in ihrem Heimatort und der großen medialen Berichterstattung öffentlich ausgesagt haben", sagte die Richterin.

Der groß gewachsene blonde Mann ist nach eigenen Angaben selbst Vater eine fast vierjährigen Tochter. Er ist demnach ausgebildeter Erzieher und hat sich 2017 zum Spielpädagogen weitergebildet.

In Westeregeln war er unter anderem Leiter der Kinderfeuerwehr, Jugendfeuerwehrwart und Veranstalter eines Volksfestes. In seinem letzten Wort hatte er sich zum wiederholten Mal bei den Eltern der Mädchen entschuldigt, die als Nebenkläger anwesend waren. Deren Anwalt hatte in seinem Schlusswort zusätzlich ein Berufsverbot eingefordert, was die Kammer aber nicht aussprach.

"Sie haben bereits angefangen, sich kritisch mit dem Thema Pädophilie auseinanderzusetzen", so die Richterin. "Holen Sie sich jede Art von Hilfe und nehmen Sie sie an, damit Sie keinem Kind mehr Schaden zufügen können." Der Verteidiger des 26-Jährigen, der für kein konkretes Strafmaß plädiert hatte, sagte nach dem Urteil, er werde sich mit seinem Mandanten wegen einer möglichen Revision beraten.

Erzieher John E. (26) wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Erzieher John E. (26) wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt.  © Tom Wunderlich

Titelfoto: Tom Wunderlich

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