Satire-Politiker Sonneborn: "Wir sollten Europa nicht den Leyen überlassen"

Brüssel/Berlin - Erstmals wird auf Europas Chefsessel eine Frau sitzen: Ursula von der Leyen (60) gewann am Dienstag die Wahl zur Präsidentin der EU-Kommission - wenn auch denkbar knapp. Neun Stimmen mehr als die benötigten 374 Stimmen reichten zum Sieg.

Ursula von der Leyen hält nach ihrem Sieg eine Rede im Plenarsaal.
Ursula von der Leyen hält nach ihrem Sieg eine Rede im Plenarsaal.  © Michael Kappeler/dpa

Vor der Abstimmung musste sich die CDU-Politikerin noch einer öffentlichen Debatte mit ihren Brüsseler Kollegen stellen. Hierbei bekam auch Martin Sonneborn (54) von der Satirepartei "Die Partei" Redezeit - und die nutze Sonneborn mal wieder.

Seine Rede wurde zur Generalabrechnung mit der EU. Er kritisierte nicht nur die deutsche Politikerin, sondern auch die neuen Vorsitzenden des EU-Parlaments, des EU-Rates und der Europäischen Zentralbank.

So bezeichnete der 54-Jährige von der Leyen als "eine europapolitisch völlig kenntnisfreie deutsche Ministerin, die lediglich durch einen irren Hang zu überteuerten Beratern, Missmanagement und Euphemismen aufgefallen ist."

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Zuvor hatte schon sein Parteikollege Nico Semsrott (33) auf die Berater-Affäre aufmerksam gemacht, als er die Debatte unterbrach, seinen Kapuzenpullover auszog und einen weiteren Pullover, gespickt mit Aufklebern von Unternehmensberatungen wie KPMG, McKinsey oder PwC, präsentierte (TAG24 berichtete).

Martin Sonneborn im EU-Parlament.
Martin Sonneborn im EU-Parlament.  © Die Partei/dpa

Sonneborn freute sich jedoch, dass er nun nicht mehr der unseriöseste Vertreter der europäischen Demokratie sei. So musste der ehemalige Präsident des Hochschul-Instituts Josep Borrell (72) zurücktreten, "weil er vergessen hatte, eine jährliche Gratifikation von 300.000 Euro zu erwähnen." Ausgerechnet dieser solle nun als Außenbeauftragter die europäischen Werte in der Welt vertreten.

Die künftige Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagerde (73), sei wegen Veruntreuung von 400 Millionen Euro öffentlicher Gelder schuldig gesprochen worden und habe noch nie eine nationale Notenbank geführt. Der künftige Ratspräsident Charles Michel (43) habe nicht einmal in Belgien eine funktionierende Regierung bilden können.

"Um diese Parade von Inkompetenz und moralischer Wurstigkeit abzusichern, paktieren Sie mit der illiberalen PISS-Partei, dem Möchtegern-Faschisten Orban und Benito Salvini?", fragte er in Richtung von der Leyen und bemerkte abschließend: "Wir sollten Europa nicht den Leyen überlassen. Zwinkersmiley!"

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