Nach Besetzung von Datteln 4: Bisher kein Aktivist identifiziert, Luisa Neubauer äußert sich

Datteln/NRW - Nach der Besetzung von Teilen des Steinkohlekraftwerks in Datteln (TAG24 berichtete) hat die Polizei bislang keinen der Klimaaktivisten identifiziert. Auf dem Kraftwerksgelände seien 102 Personen angetroffen worden, die sich dort widerrechtlich aufgehalten hätten, sagte am Montag eine Sprecherin der Polizei in Recklinghausen.

Ein Polizeiwagen fährt auf das Gelände des Steinkohlekraftwerkes Datteln 4. Die Aktivisten waren auf das Gelände eingedrungen und hatten einen Förderbagger besetzt.
Ein Polizeiwagen fährt auf das Gelände des Steinkohlekraftwerkes Datteln 4. Die Aktivisten waren auf das Gelände eingedrungen und hatten einen Förderbagger besetzt.  © Caroline Seidel/dpa

Gegen die Aktivisten seien Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs erstattet worden. Die Teilnehmer an der Aktion hatten am Sonntag zwei Kohlekräne auf dem Kraftwerksgelände besetzt.

Alle angetroffenen Personen hätten sich geweigert, ihre Personalien anzugeben, sagte die Sprecherin weiter. Zudem hätten sie ihre Fingerkuppen verklebt, um die Identifizierung zu erschweren.

Die Feststellung der Personalien werde jetzt mit anderen Mitteln erfolgen. Dazu sei eine Ermittlungskommission eingesetzt worden. Sobald die Besetzer identifiziert seien, werde ihnen ein Betretungsverbot für das Gebiet um das Kraftwerksgelände erteilt. Die Gruppe "Ende Gelände", die an der Besetzung beteiligt war, hatte weitere Aktionen angekündigt.

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"Wir stehen weiterhin in engem Austausch mit der Polizei und den zuständigen Behörden und werten derzeit die Geschehnisse des Wochenendes aus", sagte ein Sprecher des Kraftwerksbetreibers Uniper. "Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden wir dann entscheiden, welche Maßnahmen für die Zukunft zu ergreifen sind." Nach Angaben der Polizei vom Sonntag waren die Besetzer durch ein aufgebrochenes Tor auf das Kraftwerksgelände gelangt.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) kündigte ein hartes Vorgehen der Sicherheitskräfte bei künftigen Protestaktionen an. "Auch wer für einen guten Zweck demonstriert, muss sich an Recht und Gesetz halten - sonst können wir den Rechtsstaat einpacken", sagte Reul der "WAZ".

Klimaaktivisten wollen das Kraftwerk im Ruhrgebiet zum neuen Schauplatz der Auseinandersetzungen um einen schnellen Kohleausstieg machen. Die Kohlekommission hatte empfohlen, mit dem Betreiber eine Verhandlungslösung zu suchen, damit das Kraftwerk nicht angeschaltet wird. Dem folgte die Bundesregierung aber beim Kohleausstiegsgesetz nicht.

Luisa Neubauer: "Werden Datteln 4 stoppen und auf einen schnelleren Kohleausstieg drängen"

Die Polizei (r.) holt die Aktivisten einzeln vom Bagger herunter. Das Kraftwerk im Ruhrgebiet soll entgegen der Empfehlung der Kohlekommission im Sommer dieses Jahres ans Netz gehen.
Die Polizei (r.) holt die Aktivisten einzeln vom Bagger herunter. Das Kraftwerk im Ruhrgebiet soll entgegen der Empfehlung der Kohlekommission im Sommer dieses Jahres ans Netz gehen.  © Caroline Seidel/dpa

Auch Luisa Neubauer, eine der deutschen Hauptorganisatoren von "Fridays for Future", äußerte sich zur Angelegenheit. In einem Artikel für das englische Magazin "Climate Home News" schrieb sie: "Unsere Welt brennt, aber die Regierungen lehnen es immer noch ab, dringende Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen, und hören weiterhin auf die fossile Brennstoffindustrie. Wir werden sie nicht länger damit durchkommen lassen."

"Von allen Ländern plant Deutschland, eine der reichsten Volkswirtschaften der Welt, ein neues Kohlekraftwerk zu eröffnen. Damit ist Datteln 4 das einzige im Bau befindliche Kohlekraftwerk in ganz Westeuropa", ergänzte Neubauer. Datteln 4 würde jährlich 8,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstoßen und sich damit einen Platz unter den zehn CO2-intensivsten Kohlekraftwerken in Deutschland sichern.

Zudem werde der Bau neuer Windkraftanlagen durch die deutsche Gesetzgebung erschwert, wodurch die Energiewende gezielt untergraben werde. Nicht zuletzt setze Europa die Ausbeutung anderer Regionen fort, da die benötigte Steinkohle aus Gegenden wie Sibirien und Nordkolumbien importiert werde, in denen furchtbare Abbaubedingungen und Menschenrechtsverletzungen herrschten.

Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer strebt einen internationalen Ausstieg aus der Kohle sowie den Baustopp von Datteln 4 an.
Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer strebt einen internationalen Ausstieg aus der Kohle sowie den Baustopp von Datteln 4 an.  © Kay Nietfeld/dpa

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