Schweden offiziell Nato-Mitglied: "Ultimative Garantie für Sicherheit!"

Washington - Schweden ist nach einer fast zweijährigen Hängepartie Mitglied der Nato. Das Verteidigungsbündnis nahm das skandinavische EU-Land am Donnerstag offiziell auf. Es besteht damit künftig aus 32 Alliierten. Das sind doppelt so viele, wie zu Zeiten des Kalten Krieges.

Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson (60, l.) und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (64, r.) freuen sich über den Beitritt Schwedens.
Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson (60, l.) und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (64, r.) freuen sich über den Beitritt Schwedens.  © Jonas Ekströmer/TT/TT News Agency/AP/dpa

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (64) sprach von einem "historischen Tag". Nach mehr als 200 Jahren der Blockfreiheit genieße Schweden nun den gemäß Artikel 5 gewährten Schutz, "die ultimative Garantie für die Freiheit und Sicherheit der Alliierten".

Zugleich mache der Beitritt Schwedens auch die Nato stärker. Das Land verfüge über leistungsfähige Streitkräfte und eine erstklassige Verteidigungsindustrie.

Schweden hatte die Mitgliedschaft im Mai 2022 unter dem Eindruck des russischen Einmarsches in die Ukraine beantragt und damals noch gehofft, schon im darauffolgenden Sommer beitreten zu können. Die Bündnismitglieder Türkei und Ungarn hielten den Beitrittsprozess aber mehr als ein Jahr lang auf.

Panne bei Baerbock-Reise: Maschine kann nicht abheben, Ersatz muss her
Außenpolitik Panne bei Baerbock-Reise: Maschine kann nicht abheben, Ersatz muss her

Die notwendige Zustimmung Ungarns erfolgte schließlich erst Ende Februar nach einem Besuch des schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson (60) bei Ungarns Regierungschef Viktor Orban (60). Bei diesem waren mehrere Vereinbarungen zur Rüstungszusammenarbeit verkündet worden.

Sie sehen unter anderem vor, dass Ungarn vier neue Kampfjets vom Typ Jas 39 Gripen aus Schweden kaufen kann.

Ungarn und Türkei stellten sich lange quer

Vor dem Nato-Hauptquartier in Brüssel weht künftig auch die schwedische Flagge.
Vor dem Nato-Hauptquartier in Brüssel weht künftig auch die schwedische Flagge.  © Emmi Korhonen/Lehtikuva/dpa

Vor Ungarn hatte vor allem die Türkei lange den schwedischen Nato-Beitritt blockiert. Das Land gab die erforderliche Zustimmung am Ende erst, nachdem Schweden stärkere Anstrengungen im Kampf gegen Terrororganisationen zugesagt hatte.

Ankara ging es dabei vor allem um die auch von der EU als Terrororganisation eingestufte kurdische Arbeiterpartei PKK. Zudem trieb die US-Regierung ein Verfahren zum Verkauf von F-16-Kampfjets an die Türkei voran.

Zusammen mit Schweden hatte 2022 auch Finnland die Mitgliedschaft in der Nato beantragt. Das Land wurde allerdings bereits im April vergangenen Jahres als 31. Mitglied im Bündnis willkommen geheißen.

Bundestag bewilligt Mittel für Anschaffung von "Arrow 3": Was kann die Raketenabwehr?
Außenpolitik Bundestag bewilligt Mittel für Anschaffung von "Arrow 3": Was kann die Raketenabwehr?

Besiegelt wurden der schwedische Nato-Beitritt am Donnerstag während eines Besuchs des schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson in Washington. Er übergab dort die Beitrittsurkunde an US-Außenminister Antony Blinken (61), nachdem das US-Außenministerium den Eingang der ungarischen Zustimmung bestätigt hatte.

Dieses ist die sogenannte Verwahrstelle des Gründungsvertrags der Nato und für die Registrierung von Dokumenten zum sogenannten Nordatlantikvertrag zuständig.

Nato betont: Schweden-Beitritt keine Bedrohung für Russland!

Laut der Nato braucht sich Russlands Präsident Wladimir Putin (71) wegen des neuen Nato-Mitglieds nicht zu sorgen. (Archivbild)
Laut der Nato braucht sich Russlands Präsident Wladimir Putin (71) wegen des neuen Nato-Mitglieds nicht zu sorgen. (Archivbild)  © Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

Stoltenberg hatte zuletzt auch immer wieder betont, dass der Bündnisbeitritt Finnlands und Schwedens aus seiner Sicht auch ein klares Zeichen für das Scheitern der Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin (71) ist.

Putin sei mit dem erklärten Ziel in den Krieg gegen die Ukraine gezogen, in Europa weniger Nato-Präsenz zu haben und eine weitere Bündniserweiterung zu verhindern, erklärte er. Nun bekomme Putin genau das Gegenteil von dem, was er wollte.

Zugleich betont die Nato, dass es für Russland keinerlei Grund gebe, sich durch die Norderweiterung bedroht zu fühlen.

So widerspricht die Allianz auch Darstellungen, das Bündnis wolle Russland regelrecht einkreisen. Nach Nato-Angaben sind von der mehr als 20.000 Kilometer langen russischen Landgrenze selbst nach der Erweiterung derzeit nur rund elf Prozent auch eine Nato-Grenze.

Am Nato-Hauptquartier in Brüssel soll es nach Angaben von Stoltenberg am Montag eine Zeremonie zum Beitritts Schwedens geben. Dabei soll auch die schwedische Flagge vor der Bündniszentrale gehisst werden.

Titelfoto: Bildmontage: Jonas Ekströmer/TT/TT News Agency/AP/dpa, Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

Mehr zum Thema Außenpolitik: