Bereits 2026: Kassenbeiträge für gesetzlich Versicherte könnten rapide steigen
Berlin - Auf gesetzlich Versicherte in Deutschland kommen offenbar schon zu Beginn des kommenden Jahres höhere Krankenkassenbeiträge zu. In der ARD-Show "Bericht aus Berlin" verwies Jens Baas (58), Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, auf die rapide Veränderung im Gesundheitssystem. Nach seiner Einschätzung solle es nicht bei einer einmaligen Anpassung bleiben – Verbraucher müssten mit weiter steigenden Kosten rechnen.
Baas widersprach damit den bisherigen Aussagen des Bundeskabinett, die von stabilen Beitragssätzen ausgegangen war. Gegenüber der ARD machte der 58-Jährige deutlich, dass diese Annahme aus seiner Sicht nicht haltbar sei.
Als Gründe nannte er unter anderem ein geplantes Sparpaket aus dem Gesundheitsministerium, das im Bundesrat keine Mehrheit fand. Des Weiteren müssen die Krankenkassen ihre finanziellen Rücklagen wieder aufstocken, so Baas. "In den bisherigen Kalkulationen wurde das nicht ausreichend berücksichtigt", erklärte der 58-Jährige.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte den durchschnittlichen Zusatzbeitrag für das Jahr 2026 auf 2,9 Prozent festgeschrieben und damit das aktuelle Niveau bestätigt. Diese Vorgabe sollte den Kassen Planungssicherheit geben und weitere Erhöhungen verhindern.
Grundlage dieser Berechnung waren jedoch Einsparungen, etwa durch Ausgabenbegrenzungen im Klinikbereich. Da diese Maßnahmen nun nicht umgesetzt werden konnten, gerät die Rechnung ins Wanken, erklärte der Vorstandsvorsitzende.
Baas' scharfe Kritik: "Ohne strukturelle Anpassungen lasse sich die finanzielle Entwicklung langfristig nicht mehr beherrschen"
Nach Einschätzung von Baas werde der Zusatzbeitrag zu Jahresbeginn voraussichtlich die Marke von drei Prozent überschreiten. Zudem rechne er damit, dass einzelne Krankenkassen im Laufe des Jahres gezwungen sein könnten, ihre Beiträge sogar während des laufenden Jahres anzuheben.
"Ich sehe einen grundlegenden Reformbedarf im Gesundheitssystem", sagte der 58-Jährige. Seiner Ansicht nach seien tiefgreifende Veränderungen notwendig – von den Krankenkassen über den ambulanten Bereich bis hin zu den Krankenhäusern.
"Ohne strukturelle Anpassungen lasse sich die finanzielle Entwicklung langfristig nicht mehr beherrschen", predigte er in der ARD-Show.
Der Gesamtbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung setzt sich aus dem allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent sowie dem kassenindividuellen Zusatzbeitrag zusammen. Selbst ein möglicher Kompromiss im Vermittlungsausschuss des Bundesrats, so Baas, käme für die Beitragskalkulationen des Jahres 2026 voraussichtlich zu spät.
Titelfoto: Fotomontage/Hannes P Albert/dpa/---/GKV-Spitzenverband/dpa

