"Erste Hilfe für die Seele": Der Alltag der Notfallseelsorger

Von Volker Danisch

Solingen - Notfallseelsorger werden in Solingen die Menschen bei den Gedenkveranstaltungen für die Opfer des mutmaßlich islamistischen Terroranschlags an diesem Wochenende begleiten.

Neben Einsatzkräften eilen regelmäßig auch immer wieder Notfallseelsorger zu Betroffenen.  © Philipp Schulze/dpa

Bereits unmittelbar nach der Messerattacke beim Stadtfest am 23. August 2024 mit drei Toten und etlichen Verletzten waren zahlreiche Seelsorger in Solingen im Einsatz.

"Also im Grunde ist es wirklich so eine Erste Hilfe für die Seele", meint Superintendentin Ilka Werner von der evangelischen Kirche Solingen, zur Arbeit der Notfallseelsorger im Alltag.

In der Stadt Solingen seien 25 Mitarbeiter der evangelischen Kirche und 25 ehrenamtliche Notfallseelsorger in Schichten in Bereitschaft. "Man bleibt bei den Menschen, die von einem Notfall betroffen werden, solange, bis deren soziales System wieder greift", erläutert sie.

Gesellschaft Ohne Moos nix los: Jeder sechste Einwohner in NRW ist inzwischen armutsgefährdet

Die Einsätze im Alltag würden über die Leitstellen der Einsatzkräfte von Polizei oder Feuerwehr koordiniert. Häufig gehe es um einen schweren Unfall oder eine Todesnachricht.

Eine Person sei beispielsweise mitten in der Nacht allein, dann bleibe man ein paar Stunden dort, bis betroffene Menschen wieder mit der Realität umgehen können oder etwa Verwandte oder Freunde dort einträfen.

Anzeige

Berufstätige, Senioren und Studenten unter ehrenamtlichen Seelsorgern

Superintendentin Ilka Werner von der evangelischen Kirche Solingen erklärt, wie wichtig die Seelsorge ist.  © Henning Kaiser/dpa

"Dann gehen wir schon mal mit und bleiben dann da, wenn die Einsatzkräfte wieder gehen", schildert Werner. Oft sagten nach einer Zeit die Betroffenen selbst, dass man als Notfallseelsorger wieder gehen könne. "Es geht nicht darum, Wunder zu vollbringen, sondern dabei zu sein und auszuhalten", erklärt sie.

Die ehrenamtlichen Seelsorger hätten verschiedene Berufe. Viele seien nicht mehr berufstätig. Es gebe aber auch ein paar Jüngere, etwa Studenten.

"Man hat wirklich mal das Gefühl, ich tue was, was einen Unterschied macht", beschreibt Werner eine Motivation. "Und ich glaube, daraus entsteht eine bestimmte Form von Zufriedenheit. Ich glaube, dass die meisten von uns lieber Dinge tun, die sinnvoll sind, als die nicht sinnvoll sind", unterstreicht sie.

Gesellschaft Favoriten für Jugendwort 2025: Was "Sybau" und "Goonen" bedeuten

Sie selbst sei seit zehn bis zwölf Jahren als Notfallseelsorgerin im Einsatz, inzwischen mit Blick auf die anderen Aufgaben und die Bereitschaften nur noch gelegentlich, erklärt die Superintendentin.

Mehr zum Thema Gesellschaft: