Wieso kommen Lebkuchen & Co. schon so früh in den Verkauf?

Von Irena Güttel, Christian Rothenberg

Nürnberg - Mehr als drei Monate vor Beginn der Adventszeit läuft die Produktion von Lebkuchen und anderen Weihnachtsspezialitäten auf Hochtouren.

Dirk Kuen, Betriebsleiter bei Lebkuchen Schmidt, prüft stichprobenartig die Qualität frisch gebackener Lebkuchen.
Dirk Kuen, Betriebsleiter bei Lebkuchen Schmidt, prüft stichprobenartig die Qualität frisch gebackener Lebkuchen.  © Daniel Karmann/dpa

Bei Lebkuchen Schmidt in Nürnberg arbeiten die Backstraßen derzeit an sechs Tagen die Woche rund um die Uhr. Auch in den Werken der Aachener Lambertz-Gruppe herrscht von Juni bis August Hochbetrieb.

Schon bald kommen die ersten Lebkuchen, Stollen und Zimtsterne in den Handel – und viele Menschen wundern sich jedes Jahr erneut über den frühen Verkaufsstart.

Gut 81.000 Tonnen Lebkuchen, Honigkuchen und ähnliche Gebäcke haben die 75 deutschen Hersteller laut dem Statistischen Bundesamt im vergangenen Jahr produziert. Gut ein Viertel der Weihnachtsspezialitäten geht nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie in den Export.

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Eine wichtige Rolle spiele dabei Osteuropa, wo das ganze Jahr über Lebkuchen gegessen werde, erläutert Lambertz-Inhaber Hermann Bühlbecker. Der wichtigste Absatzmarkt sei aber nach wie vor Deutschland und die europäischen Nachbarländer, wo Lebkuchen & Co. hauptsächlich im November und Dezember gekauft werden.

Auch Lebkuchen Schmidt macht nach eigenen Angaben seinen Hauptumsatz in den letzten drei Monaten des Jahres.

Hauptumsatz am Ende des Jahres: Schlechtes Wetter macht Appetit auf Weihnachten

Die Produktion von Lebkuchen und anderen Spezialitäten läuft bei Lebkuchen Schmidt längst auf Hochtouren.
Die Produktion von Lebkuchen und anderen Spezialitäten läuft bei Lebkuchen Schmidt längst auf Hochtouren.  © Daniel Karmann/dpa

Doch wieso sind Lebkuchen, Spekulatius und Zimtsterne oft schon ab Ende August in den Supermarktregalen zu finden?

Laut dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels ist das seit Jahren üblich – weil die Nachfrage vorhanden ist, wie Geschäftsführer Philipp Hennerkes sagt. Mit dem Ende der Urlaubszeit wachse die Vorfreude auf die ruhigere Winterzeit. Erfahrungen zeigten, dass im September und Oktober ähnlich viel verkauft werde wie im November und Dezember.

Ob Verbraucher bereits viele Wochen vor Weihnachten großen Appetit auf die traditionellen Leckereien haben, hänge stark vom Wetter ab, sagt der Konsumentenforscher Carsten Leo Demming von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn: Weihnachtsgebäck verkaufe sich besser bei grauem Himmel, sagt er.

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Bei Neuheiten und Trends sind die Deutschen allerdings wenig experimentierfreudig: Die erwarteten klassische, traditionelle Produkte, sagt Bühlbecker. Generell gebe es eine größere Nachfrage nach Bio und nach veganen Produkten, hat Lebkuchen Schmidt-Betriebsleiter Dirk Kuen festgestellt.

Beim klassischen Nürnberger Lebkuchen sei man bei Trends aber vorsichtig. Manche Kreationen lehnt der Fachmann von vorneherein ab: Extreme Geschmacksrichtungen wie Chili oder die gehypte Dubai-Schokolade. "Das würde nicht zu unserem Lebkuchen passen", sagt er.

Titelfoto: Daniel Karmann/dpa (2)

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