Krankschreibung bald erst ab Tag 4 oder 5 nötig? Kassenärzte dafür! Das sagen die Arbeitgeber

Deutschland - Wegen des Krankenscheins zum Arzt schleppen, obwohl der Infekt sowieso in zwei oder drei Tagen überstanden ist? Nicht nur für die Betroffenen oft als sinnlose Zusatzbelastung empfunden, auch in den Augen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) eine unnötige Belastung des Gesundheitswesens. Ganz anderes sieht das jedoch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Kassenärzte-Chef Andreas Gassen (63) will die Krankschreibe-Reglung lockern.
Kassenärzte-Chef Andreas Gassen (63) will die Krankschreibe-Reglung lockern.  © dpa | Britta Pedersen

Die Milliarden-Löcher in der gesetzlichen Krankenversicherung müssen gestopft werden. Kassenärzte-Chef Andreas Gassen (63) schlägt im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vor, dass Arbeitnehmer erst ab dem vierten oder fünften Tag eine Krankschreibung brauchen sollten.

"Die gesetzliche Möglichkeit für Arbeitgeber, bereits in den ersten drei Tagen die Vorlage einer Krankschreibung zu verlangen, produziert Abertausende Arztbesuche, die aus unserer Sicht nicht zwingend notwendig wären", so der KBV-Vorsitzende.

Laut Gesetz braucht man in Deutschland erst ab drei Kalendertagen eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, doch das Entgeltfortzahlungsgesetz erlaubt Abweichungen: "Der Arbeitgeber ist berechtigt, die Vorlage der ärztlichen Bescheinigung früher zu verlangen."

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"Eine generelle Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erst ab dem vierten Tag hätte wieder mehr den Stellenwert eines wirklichen ärztlichen Attestes und nicht eines 'Formvordrucks'", findet Gassen, in der Hoffnung auf Effizienz und Einsparungen in der gesetzlichen Krankenversicherung. "Es geht uns um eine vom mündigen Arbeitnehmer selbst verantwortete Karenzzeit."

Die Arbeitgeberverbände halten dagegen.

Viele deutsche Arbeitgeber fordern schon am ersten Krankentag eine entsprechende Bescheinigung.
Viele deutsche Arbeitgeber fordern schon am ersten Krankentag eine entsprechende Bescheinigung.  © dpa | Philip Dulian

100 Millionen Euro Kosten weniger, ohne Kurzzeitkrankschreibungen?

116 Millionen Krankschreibungen werden hierzulande pro Jahr ausgestellt.
116 Millionen Krankschreibungen werden hierzulande pro Jahr ausgestellt.  © dpa | Sebastian Kahnert

"Eine pauschale Verlängerung der Karenzzeit würde die Arbeitgeberseite zusätzlich belasten, ohne die strukturellen Probleme zu lösen", sagte der Hauptgeschäftsführer der BDA, Steffen Kampeter, der Deutschen Presse-Agentur.

Es brauche eine stärkere Patientensteuerung, erklärte der 62-Jährige: "Nur so kann unser Gesundheitswesen leistungsfähig, treffsicher und bezahlbar bleiben."

Von 116 Millionen Krankschreibungen pro Jahr in Deutschland, würde etwas mehr als ein Drittel auf drei Tage oder weniger entfallen, zeigte Gassen hingegen auf.

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Der KBV-Chef rechnete vor, dass das Gesundheitswesen Kosten von 100 Millionen Euro sparen würde, sollten diese Arztbesuche wegen Kurzzeitkrankschreibungen wegfallen.

Titelfoto: Montage: dpa | Britta Pedersen, dpa | Sebastian Kahnert, dpa | Philip Dulian

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