Schock-Bericht: Jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut betroffen

Berlin - Jedes fünfte Kind in Deutschland ist im Jahr 2022 nach einem Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands von Armut betroffen gewesen.

Ulrich Schneider (65) hält während der Bundespressekonferenz des Paritätischen Gesamtverbandes den Bericht zur Armutsentwicklung in der Hand.
Ulrich Schneider (65) hält während der Bundespressekonferenz des Paritätischen Gesamtverbandes den Bericht zur Armutsentwicklung in der Hand.  © Fabian Sommer/dpa

Mit 21,8 Prozent aller Kinder und Jugendlichen werde ein "trauriger Rekordwert" erreicht, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands, Ulrich Schneider (65), bei der Vorstellung des Armutsberichts am Dienstag in Berlin.

Insgesamt seien 14,2 Millionen Menschen hierzulande im Jahr 2022 arm gewesen - eine Quote von 16,8 Prozent. Das seien 100.000 Menschen mehr als 2021 und fast eine Million mehr als im Vor-Pandemiejahr 2019, sagte Schneider. Im Vergleich zu 2006 ist die Zahl um 2,7 Millionen gestiegen.

Es war dem Verband zufolge das Jahr, in dem der Armutstrend begann.

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Der Verband bezieht sich in seiner Auswertung auf den Mikrozensus des Statistischen Bundesamts. Für 2023 liegen erst im kommenden Jahr belastbare Zahlen vor, die Daten für 2022 sind den Angaben zufolge die jüngsten in der Statistik.

Es zeichne sich nicht ab, dass es bei den Zahlen für 2023 zur Trendwende kommen werde, erklärte Schneider.

Armut in Deutschland: Bremen ist das absolute Schlusslicht

Laut neuem Armutsbericht ist mittlerweile jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut betroffen.
Laut neuem Armutsbericht ist mittlerweile jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut betroffen.  © Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Wer als "arm" gilt, ist laut Mikrozensus nach Haushaltstypen und verfügbarem Nettoeinkommen gestaffelt. Ein Single-Haushalt ohne Kinder erreicht die Armutsschwelle demnach etwa bei weniger als 1186 Euro verfügbarem Einkommen im Monat, Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren gelten entsprechend der Staffelung als arm, wenn sie weniger als 1542 Euro monatlich zur Verfügung haben.

Insbesondere die Gruppe der Alleinerziehenden und Haushalte mit drei und mehr Kindern sind dem Bericht zufolge "einkommensarm". Hinzu kommen Erwerbslose, Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen sowie jene mit Migrationshintergrund, die überproportional betroffen seien. Frauen wiesen mit 17,8 Prozent eine höhere Armutsquote auf als Männer.

Verbandsgeschäftsführer Schneider betonte, dass es ein Trugschluss sei, zu denken, dass nur diejenigen wenig zum Leben hätten, die keiner Arbeit nachgingen. Die Statistik zeige, dass mehr als ein Viertel der 14,2 Millionen Betroffenen erwerbstätig seien, ein weiteres knappes Viertel seien Rentnerinnen und Rentner.

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Bemerkenswert sei auch die Armutsverteilung innerhalb Deutschlands, hob Schneider hervor. Die niedrigsten Armutsquoten haben demnach Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg. Die höchsten mit jeweils 19 Prozent und mehr haben das Saarland, Sachsen-Anhalt, Hamburg und Nordrhein-Westfalen.

Absolutes Schlusslicht ist den Daten zufolge Bremen mit einer Quote von 29,1 Prozent.

Titelfoto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

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