Komikerin Enissa Amani beleidigte AfD-Politiker: Knast oder Geldstrafe?

Köln – Ein Haftantritt als aktivistisches Zeichen? Komikerin Enissa Amani (37) könnte genau das bald drohen. Da sie die Geldstrafe wegen Beleidigung gegen einen AfD-Politiker bewusst nicht zahlen möchte, könnte bald der Haftbefehl eintreffen.

Viele kennen Enissa Amani (37) als laute und humorvolle Komikerin. Oft zeigt sie sich allerdings auch von ihrer ernsten Seite.
Viele kennen Enissa Amani (37) als laute und humorvolle Komikerin. Oft zeigt sie sich allerdings auch von ihrer ernsten Seite.  © Daniel Reinhardt/dpa

Der Komikerin drohen eigenen Angaben zufolge 40 Tage Haft, wenn sie eine bereits ausgeschriebene Geldstrafe nicht zahlt.

Ursprünglich wurde Amani zu 1800 Euro Geldstrafe verurteilt, wie sie auf Twitter bekannt gab.

Der ganze Eklat fußt auf einem jahrelangen Streit zwischen Amani und dem AfD-Politiker Andreas Winhart (38).

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Im März 2019 machte die 37-Jährige bei Instagram auf eine Rede des Politikers aufmerksam, in der er mehrfach das N-Wort benutzte und behauptete, dass Schwarze krank seien und "Albaner-Gruppen" grundsätzlich klauen würden. Er gab ihnen eine Mitschuld an der Verbreitung von HIV-, Krätze- und TBC-Fällen in seinem Landkreis in Bayern.

Daraufhin bezeichnete Amani den Politiker als "elenden Rassisten", "Idiot" und "Bastard". Seine Aussagen seien Volksverhetzung und würden Hass schüren. Damals sagte das Verfassungsgericht jedoch, dass "der Tatbestand der Volkshetze" nicht gegeben sei.

Andreas Winhart zeigte die Künstlerin daraufhin wegen Beleidigung an.

Enissa Amani postet Aussagen von Afd-Politiker Andreas Winhart

Auf Anzeige von Winhart darf keine Gegenanzeige folgen

AfD-Politiker Andreas Winhart (38, rechts mit Brille) wehrte sich gegen Enissas Beleidigung und zeigte sie an.
AfD-Politiker Andreas Winhart (38, rechts mit Brille) wehrte sich gegen Enissas Beleidigung und zeigte sie an.  © Matthias Balk/dpa

"Von der Aussage 'Bastard Andreas Winhart' fühle ich mich persönlich beleidigt, was nun die Staatsanwaltschaft Traunstein verfolgt", sagte Winhart damals zu Welt. Außerdem ließ sein Anwalt Amani damals eine Unterlassungserklärung zukommen. "Frau Amani behauptet in Ihren Videos beweislich falsche Aussagen. Daher sehe ich mich gezwungen, dagegen vorzugehen", so Winhart damals weiter. Seine Anzeige wurde damals angenommen und aktuell soll Amani ihre Geldstrafe begleichen.

Dagegen wehrt sie sich nun aber ganz bewusst und teilte ihre Gedanken dazu am Montag in einem längeren Video. Sie erkenne zwar an, dass ihre Aussagen Beleidigungen seien, finde aber deutlich dramatischer, dass rassistische Aussagen eines Politikers nicht geahndet werden und er straffrei davon komme.

Amani würde den Politiker gern ebenfalls anzeigen, sei dazu nach eigener Erklärung aber nicht befugt, da Winhart sie damals nicht persönlich beleidigte, sondern "nur" Schwarze und Albaner.

Gefängnis oder Geldstrafe? Enissa Amani sucht den Austausch mit ihren Fans

Enissa Amani (37) reflektiert und bedankt sich bei all ihren Fans, die ihr Ratschläge geben und miteinander in den Austausch gehen.
Enissa Amani (37) reflektiert und bedankt sich bei all ihren Fans, die ihr Ratschläge geben und miteinander in den Austausch gehen.  © Montage: Screenshot/Instagram/enissa_amani

Enissa Amani gibt offen zu, dass sie Angst hat

Bei Instagram meldete sich Enissa Amani (37) zu Wort und ging mit ihren Fans in den Austausch.
Bei Instagram meldete sich Enissa Amani (37) zu Wort und ging mit ihren Fans in den Austausch.  © Montage: Screenshot/Instagram/enissa_amani

Amani setzt sich seit Jahren für Minderheiten ein und denkt auch nun darüber nach, ein Zeichen zu setzen. "Ich bin nicht der Meinung, dass ich nicht zahlen sollte. Aber seine Aussage hat eine viel schlimmere Auswirkung auf die Gesellschaft. Irgendeine Strafe soll er bekommen. Ich will aber, dass ein Zeichen gesetzt wird. Jetzt zahle ich das Geld nicht, und den Teil finde ich rechtsstaatlich völlig in Ordnung, gehe ich 40 Tage ins Gefängnis", erklärt Amani.

"Jetzt frage ich euch ehrlicherweise, was eure Gedanken sind. Ich möchte die Sache nicht größer machen, aber ich glaube, ich bin bereit dafür, ein Zeichen zu setzen", offenbart die Komikerin.

Sie gibt zu, dass sie große Angst habe. Möglicherweise könnten Kooperationen oder Jobs wegfallen. Es könne sie außerdem nachhaltig belasten.

"Es ist ein großer Einschnitt in mein Leben. Es ist kein Kindergarten, 40 Tage ins Gefängnis zu gehen. Das braucht Kraft. Ich finde es nur absolut unbegreiflich, dass das, was er gemacht hat, straffrei bleibt", so Amani.

Von Fans und Aktivistinnen und Aktivsten bekommt die iranisch-deutsche Komikerin derweil großen Zuspruch. "Wir stehen hinter dir", lautet der Tenor.

Titelfoto: Daniel Reinhardt/dpa

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