Von Sebastian Münster
Zerbst/Anhalt - Das Helios-Klinikum in Zerbst soll zum Ende des Jahres in seiner bisherigen Form geschlossen werden.
Der stationäre Betrieb werde am 19. Dezember voraussichtlich eingestellt, teilte das Unternehmen mit. Zuvor hatte die Magdeburger Volksstimme berichtet. Die rund 270 Beschäftigten sind laut Unternehmen am Montag informiert worden. Mit allen Betroffenen werde über Beschäftigungsmöglichkeiten an anderen Helios-Standorten gesprochen.
Für die rettungsdienstliche Notfallversorgung müssen Betroffene ab Dezember entsprechend an umliegende Krankenhäuser verteilt werden, sagte eine Sprecherin des Unternehmens der Deutschen Presse-Agentur.
Vorausgegangen war ein Gespräch zwischen Geschäftsführung, dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld und Gesundheitsministerium am Montagnachmittag. Demnach sei "ein Austausch zwischen dem Träger des Krankenhauses und dem Landkreis" vereinbart worden, um die Optionen zu diskutieren.
Geplant sei, das ambulante Versorgungszentrum an der Klinik zu erhalten und zu erweitern, teilte das Unternehmen weiter mit. So sollen werktags die Fachbereiche Gynäkologie, Orthopädie, Chirurgie, Gastroenterologie und Radiologie erhalten bleiben.
Geprüft werde außerdem, ob die hausärztliche Versorgung am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) erweitert und die Öffnungszeiten verbessert werden können.
Ringen um Zukunft nach Dezember
Gemeinsames Ziel sei es, die Versorgungsstrukturen sicherzustellen, sagte Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (63, SPD). Andy Grabner (51, CDU), Landrat des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, forderte eine "tragfähige Lösung unter Einbindung aller Beteiligten".
"Unser Ziel ist es, die bestehenden Angebote zu erhalten - wenn möglich sogar auszubauen. In der kurzen Zeit bis zum 19. Dezember müssen wir gemeinsam eine verlässliche Perspektive für den Weiterbetrieb schaffen", so der CDU-Politiker.
Kritik an den Plänen kommt von der Linken im Landtag: "Mit der Schließung droht eine massive Lücke in der medizinischen Grundversorgung im Raum Zerbst", sagte Nicole Anger (49) von der Linken-Fraktion. Patienten müssten künftig längere Wege in Kauf nehmen.
"Die Erfahrungen in Genthin und Havelberg zeigen deutlich: Was einmal geschlossen ist, kommt in der Regel nicht wieder", so die gesundheitspolitische Sprecherin.
Die Klinik in Genthin im Jerichower Land war Ende 2017 geschlossen worden. Das Krankenhaus in Havelberg in der Altmark folgte 2020.
Gewerkschaft nicht in Pläne eingeweiht
Auch die Gewerkschaft Verdi kritisiert die Pläne: Die Schließung habe sich lange angedeutet. Die Gewerkschaft sei in die Pläne nicht eingeweiht worden. Dass die Ankündigung nun nur knapp zwei Monate vor dem Ende des Stationsbetriebs erfolgt, sei ein Schlag ins Gesicht für diejenigen, die darauf angewiesen sind, sagte Bernd Becker, Landesfachbereichsleiter Gesundheit im Verdi-Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen.
Ob die Notfallversorgung damit weiter ausreichend abgedeckt ist, hält Becker zumindest für fraglich. Das Angebot einer Beschäftigung an anderen Standorten sei für die Beschäftigten, die familiär und sozial im Umfeld verwurzelt seien, zudem womöglich ungeeignet.
Erstmeldung von 10.38 Uhr, aktualisiert um 11.02 Uhr