Expertenverband sicher: Das ist mit die größte Bedrohung für die deutsche Gesellschaft

München - Angesichts der anhaltenden Welle von Cyberkriminalität und häufig ohnmächtiger Strafverfolger setzt die deutsche Wirtschaft auf vorbeugenden Selbstschutz.

Bei der Verfolgung von Cyberkriminalität stößt die deutsche Justiz oft an ihre Grenzen, weil die Täter aus dem Ausland agieren. (Symbolbild)
Bei der Verfolgung von Cyberkriminalität stößt die deutsche Justiz oft an ihre Grenzen, weil die Täter aus dem Ausland agieren. (Symbolbild)  © Nicolas Armer/dpa

Cyberattacken sind nach Einschätzung des Digitalindustrieverbands Bitkom aktuell eine der größten Bedrohungen für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft.

"Eine Entspannung der Bedrohungslage ist derzeit nicht absehbar", sagt Verbandspräsident Ralf Wintergerst. "Das bedeutet, IT-Sicherheit muss mit ganz oben auf die Agenda in den Unternehmen gesetzt und mit den notwendigen Ressourcen ausgestattet werden."

Nach Bitkom-Schätzung haben Diebstahl von IT-Ausrüstung und Daten, digitale und analoge Industriespionage sowie Sabotage im vergangenen Jahr Schäden von insgesamt 206 Milliarden Euro verursacht. Fast drei Viertel dieser Summe - rund 148 Milliarden - gingen demnach auf Cyberangriffe zurück.

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Ermittlungsverfahren führen häufig ins Leere, denn sehr viele Täter greifen aus dem Ausland an. Laut dem im Sommer 2023 veröffentlichten "Bundeslagebild Cybercrime" des Bundeskriminalamts liegt die Aufklärungsquote bei Auslandstaten im unteren einstelligen Bereich.

Cybercrime: Deutscher Mittelstand wiegt in falscher Sicherheit

Für bessere internationale Kooperation der Strafverfolger plädieren daher sowohl Wintergerst als auch Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Doch mit Mitteln der Strafverfolgung allein werde sich das Problem nicht lösen lassen, sagt Asmussen. "Die Politik muss die Rahmenbedingungen für mehr Cybersicherheit schaffen, etwa mit Bedrohungsanalysen, konkreten Warnungen und klarer Benennung der Täter."

Großflächige Angriffe auf Privatpersonen und Unternehmen müssten schnell erkannt und bekannt gemacht werden, idealerweise verbunden mit Hinweisen zur Abwehr des Angriffs.

"Zudem muss die Wirtschaft dringend ihr Schutzniveau verbessern", sagt Asmussen. "Gerade der deutsche Mittelstand wiegt sich hinsichtlich seiner Cyberrisiken in falscher Sicherheit."

Titelfoto: Nicolas Armer/dpa

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