"Schluss mit Schuldkult": AfD-Mann Räpple erntet nach Holocaust-Äußerung Shitstorm

Stuttgart - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (64) war angesichts des Holocaust-Gedenktages in Israel zu Gast, hielt in der Gedenkstätte Yad Vashem eine Rede. Dem AfD-Politiker Stefan Räpple (38) passte die so gar nicht!

Stefan Räpple (rechts) zusammen mit dem AfD-Antisemiten Wolfgang Gedeon.
Stefan Räpple (rechts) zusammen mit dem AfD-Antisemiten Wolfgang Gedeon.  © Marijan Murat/dpa

Die Rede Steinmeiers sorgte für Beachtung. Zum ersten Mal sprach ein deutsches Staatsoberhaupt in der Gedenkstätte in Jerusalem. Seine Rede (hier nachzulesen) begann er auf Hebräisch, schwenkte dann auf Englisch um. Mit Rücksicht auf die anwesenden Holocaust-Überlebenden verzichtete der 64-Jährige darauf, auf Deutsch zu reden.

Die Schuld Deutscher am millionenfachen Mord war Kernpunkt einer Rede: "Die Täter waren Menschen. Sie waren Deutsche. Die Mörder, die Wachleute, die Helfershelfer, die Mitläufer: Sie waren Deutsche."

Und weiter: "Der industrielle Massenmord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden, das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte – es wurde von meinen Landsleuten begangen. Der grausame Krieg, der weit mehr als 50 Millionen Menschenleben kosten sollte, er ging von meinem Lande aus."

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Dem AfD-Rechtsaußen Stefan Räpple ging das alles offensichtlich gewaltig gegen den Strich! In einem Facebook-Posting meldete er sich zu Wort, forderte: "Schluss mit dem deutschen Schuldkult."

Und damit nicht genug. Dass Steinmeier nicht auf Deutsch gesprochen hatte, erzürnt den 38-Jährigen: "Bundespräsident Steinmeier hält eine Rede im Ausland auf Englisch, weil er nicht die 'Sprache der Täter' sprechen möchte… Unsere deutsche Sprache ist die Sprache der Aufklärung, der Dichter und Denker, die Sprache Goethes, Kants, Hegels und Mozarts. Die Sprache der Wissenschaft."

Kritik an Räpple: "Ihre Sprache ist die des Hasses"

Bundespräsident Steinmeier während seiner Rede in Yad Vashem.
Bundespräsident Steinmeier während seiner Rede in Yad Vashem.  © Abir Sultan/EPA POOL/AP/dpa

Räpple keilt: "Diese Sprache als 'Sprache der Täter' zu verunglimpfen, zeigt das selbsthassende Bild auf unser Volk und unser kulturelles Erbe. Wer sich selbst hasst, kann nicht geliebt werden. Liebe entsteht aus Liebe. Wenn wir Deutsche geliebt werden wollen, müssen wir lernen uns selbst wieder zu lieben."

Für den 38-Jährigen steht fest: "Keiner von uns ist Täter! Wir wurden alle schuldlos geboren, so wie jeder Mensch."

Man könne aus der Vergangenheit lernen, aber niemand habe es verdient, unschuldig als "Täter" oder als "Mitglied eines Tätervolkes" bezeichnet zu werden. Zum Schluss fordert der für seinen polternden Ton bekannte AfD-Mann: "Herr Steinmeier, schämen Sie sich!"

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Der Beitrag wurde hunderte Male kommentiert. Jedoch weit überwiegend wohl nicht im Sinne des Landtagsabgeordneten. Man könnte gar von einem veritablen Shitstorm sprechen. Ein User stürzte sich etwa auf Räpples Ausführungen zum Deutschen als Sprache der Dichter und Denker: "Ihre Sprache ist die des Hasses, der Unvernunft, des Ausgrenzens. Ihre Sprache ist die Sprache der Täter im Dritten Reich."

Ein anderer kommentierte süffisant: "Meine Güte, ich hab' selten einen Post auf Facebook gelesen der so laut 'Sonntags häng' ich mir eine Deutschlandfläggchen an mein erigiertes Gliedchen und schau, wo mich das hinführt' schreit".

Eine Userin widersprach Räpples Aussagen scharf und schrieb: "Es gibt keinen 'Schuldkult', auch wenn rechte PolitikerInnen wie Sie dies gerne behaupten." Zudem sei es "reichlich unsensibel, die Rede einer Gedenkveranstaltung außerhalb Deutschlands, bei der Opfer der NS-Zeit zugegen sind, auf Deutsch zu halten, in der Sprache, in der die SS den anwesenden Überlebenden Befehle entgegenblökte".

Stefan Räpple fällt immer wieder durch schrille Äußerungen auf. Zuletzt hatte er etwa vor dem SWR-Funkhaus in Baden-Baden gegen den Rundfunkbeitrag (landläufig: "GEZ-Gebühr") protestiert und den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten unter anderem "linksgrüne Propaganda" und "Dekadenz im Endstadium" vorgeworfen.

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