"Führerwein" bringt AfD-Politikerin in Erklärungsnot

Berlin - Es geschah eher zufällig: Ein Twitter-Nutzer stößt bei MySpace auf einige Bilder der Berliner AfD-Abgeordneten Jessica Bießmann (37). Grundsätzlich völlig normale Schnappschüsse. Doch schaut man bei der übersichtlichen Menge an Fotos ganz genau hin, erblickt man im Hintergrund ganz besonderer Weinflaschen mit verbotenen Etiketten.

Weil sie vor Weinflaschen mit Hitler-Etikett posierte, wird Jessica Bießmann von der AfD-Fraktion im Berliner Landesparlament ausgeschlossen.
Weil sie vor Weinflaschen mit Hitler-Etikett posierte, wird Jessica Bießmann von der AfD-Fraktion im Berliner Landesparlament ausgeschlossen.

Bießmann liegt auf einer Küchentheke und posiert in unterschiedlichen Posen vor der Kamera. Doch während die Politikerin mal in komplett weiß oder schwarz sich knipsen lässt, sorgen eine Reihe von Flaschen mit Hitler-Porträt für Aufsehen.

"Wir wollten nur schöne Fotos machen", erklärt die 37-Jährige der B.Z., die behauptet, nichts von den Flaschen im Hintergrund gewusst zu haben.

"Das Ganze ist zehn Jahre her. Und es war nicht meine Wohnung", so Bießmann und fügt hinzu: "Das war bei einem Freund, der in einem Vorort von Chemnitz wohnt. Heute haben wir keine Verbindung mehr."

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Mithilfe eines Mitarbeiters will Bießmann schnell die Fotos von der Plattform schaffen. Trotz Entschuldigung und der Behauptung, es sei alles ein Versehen, drohen ihr parteiintern Schwierigkeiten. So kündigte AfD-Fraktionschef im Berliner Parlament, Georg Pazderski (67), an, den Sachverhalt nun gründlich zu prüfen und Bießmann dazu zu befragen. "Dann entscheiden wir über die Konsequenzen".

Ein Porträt von Adolf Hitler mit der Aufschrift "Führerwein" ziert das Etikett einer Flasche Rotwein, die in einem Supermarkt des Adria-Badeorts Jesolo (Italien) 2001 verkauft wurden.
Ein Porträt von Adolf Hitler mit der Aufschrift "Führerwein" ziert das Etikett einer Flasche Rotwein, die in einem Supermarkt des Adria-Badeorts Jesolo (Italien) 2001 verkauft wurden.  © Marie Chasseur/APA/EPA

Für den privaten Gebrauch zu Hause ist der Wein erlaubt, wird er allerdings in der Öffentlichkeit gezeigt oder damit gewerblicher Handel betrieben, drohen mehrjährige Haftstrafen.

Für Furore sorgte so auch ein Fall im August 2016.

In einer Augsburger Gaststätte hatte ein Wirt vier Flaschen des sogenannten Führerweins mit dem Konterfei von Adolf Hitlers präsentiert. So standen unter anderem auf einer der Flaschen "Sieg Heil", wie die Augsburger Allgemeine damals berichtete. Der 49-Jährige hat die verbotenen Weinflaschen im Thekenbereich ausgestellt.

Bei einer Razzia haben Staatsschutzbeamte die Flaschen dann beschlagnahmt und ein Verfahren wegen Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet.

Wein und Bier mit Hitler-Bildern werden insbesondere in Italien frei gehandelt, Versandhändler liefern dabei auch nach Deutschland.

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