Bewerbung auf Grünen-Vorsitz: Er träumt von zweistelligem Wahlergebnis in Sachsen
Dresden - Nach der verkorksten Landtagswahl in Sachsen befinden sich die Grünen im Umbruch. Ein neuer Vorstand soll die Wende bringen, und dieses bekannte Gesicht will es richten.

Der ehemalige Umweltminister Wolfram Günther (51) hat am Dienstag seine Bewerbung für den Landesvorsitz der Grünen eingereicht. Sein Bewerbungsschreiben trägt dabei den Titel "Gemeinsam machen wir Veränderung möglich".
Er verfolge dabei kein geringes Ziel, als bei der nächsten Landtagswahl 2029 mit seiner Partei ein zweistelliges Wahlergebnis einzufahren: "Ich bewerbe mich als Co-Landesvorsitzender, weil ich dazu beitragen will, dass uns das gelingt."
Zur Erinnerung: Bei der letzten Wahl zitterten sich die Grünen mit 5,1 Prozent der Zweitstimmen gerade so in den Sächsischen Landtag, büßten im Vergleich zur vorherigen Landtagswahl 3,5 Prozentpunkte ein und flogen aus der Regierung.
Dieser triste Status Quo ist auch dem 51-Jährigen bekannt. Günther erkennt dabei weitere Probleme seiner Partei, die es dringend zu beheben gelte: "Parallel dazu ist unsere öffentliche Wahrnehmbarkeit geschrumpft, das Vertrauen in unsere Arbeit hat in weiten Teilen der Gesellschaft spürbar nachgelassen."
Auch außerhalb des Grünen-Kosmos sieht Günther gewaltige Herausforderungen auf sich und seine Partei zukommen: "Sachsen steckt in einer tiefgreifenden politischen Krise. Der gesellschaftliche Zusammenhalt bröckelt, rechte und antidemokratische Kräfte dominieren den Diskurs, die demokratische Mitte zieht sich zurück." Hinzu kämen allseits bekannte Kernfragen der Grünen: Klimakrise, Energiewende und soziale Gerechtigkeit.
Not-Vorstand nur wegen vorgezogener Bundestagswahl noch im Amt

Ein neuer Grünen-Vorstand soll auf der Landesversammlung am 16. und 17. Mai in Neukieritzsch (Landkreis Leipzig) gewählt werden, wie Grünen-Pressesprecher Uwe Richter gegenüber TAG24 am Mittwochmorgen mitteilte.
Schließlich ist es auch allerhöchste Eisenbahn, denn der "alte" Vorstand um Marie Müser (27) und Christin Furtenbacher (41) wurde im vergangenen Dezember nur aufgrund der vorgezogenen Bundestagswahl im Amt bestätigt. Weil Furtenbacher bloß noch den Rückhalt von 57 Prozent der Delegierten genoss, verkündete sie nur einen Tag später ihren Rücktritt.
Während Müser den Laden seither allein am Laufen hält, wurde bereits angekündigt, dass noch in der ersten Jahreshälfte 2025 der Weg für eine "personelle Neuaufstellung" frei gemacht werden soll. Müser wird dabei nicht erneut zur Wahl antreten, wie sie gegenüber TAG24 erklärte.
Ihren möglichen Nachfolgern gibt die scheidende Landesvorsitzende jedoch noch einen Ratschlag mit auf den Weg: "Persönlich halte ich es für zentral, den Klimaschutz als Thema starkzumachen und ganz nach vorne zu stellen. Gerade in Zeiten, in denen alle Fortschritte im Klima- und Umweltbereich von rechten und konservativen Kräften hart angegriffen werden. Wer unseren Landesverband führt, steht vor der großen Aufgabe, dieses Thema wieder zurück ins Zentrum der Debatte zu holen und zu verteidigen, was wir klimapolitisch hart erkämpft haben."
Diese Kandidaten buhlen um den Grünen-Vorsitz
Neben Günther sind bisher vier weitere Kandidaturen für den Landesvorsitz bekannt.
Martin Helbig (38, aktuell vielfaltspolitischer Sprecher), Gesine Märtens (53, stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Leipziger Stadtrat), Nathalie Senf (48, Opernsängerin und Parteimitglied) und Coretta Storz (39, Vorsitzende der Grünen-Fraktion in Chemnitz) haben ebenfalls ein Auge auf den Posten geworfen.
Am Ende können zwei von ihnen gewählt werden. ein Platz im Vorstand ist dabei für eine weibliche Kandidatin reserviert.
Erstmeldung vom 23. April, 9.41 Uhr. Zuletzt aktualisiert um 12.57 Uhr.
Titelfoto: Petra Hornig