Von Martina Herzog
Leipzig - Die Grüne Jugend hat ein neues Führungsduo: Bei ihrem Bundeskongress in Leipzig hat die Grünen-Nachwuchsorganisation Henriette Held (23) und Luis Bobga (23) als Nachfolger von Jette Nietzard (26) und Jakob Blasel (24) gewählt, die beide nicht mehr kandidiert hatten.
Nietzard hatte zuvor mit zahlreichen provokanten Äußerungen viel Widerstand auch in der eigenen Partei ausgelöst. Mit Wortmeldungen in sozialen Medien hatte sie immer wieder Ärger ausgelöst. So hatte sie nach Angaben von Nutzern zu Silvester in sozialen Medien gepostet: "Männer die ihre Hand beim Böllern verlieren können zumindest keine Frauen mehr schlagen." Der Beitrag wurde nach Kritik gelöscht.
Held wurde mit 93,6 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt, Bobga mit deutlich schlechteren 76,2 Prozent. Beide hatten keine Konkurrenz und hielten umjubelte Bewerbungsreden.
Die beiden neuen Bundessprecher, wie die Grüne Jugend ihre Chefs nennt, sind beide 23 Jahre alt. Held kommt aus Berlin und studiert in Greifswald Klima- und Umweltrecht. "Weil wir in den letzten Jahren gesehen haben, wie wir auf dem Rechtsweg Klima- und Generationengerechtigkeit auch ganz konkret einklagen können", wie sie in ihrer Bewerbung schreibt. "Die Klimakrise, die ist kein Naturphänomen, die ist eine Klassenfrage und eine Frage der sozialen Gerechtigkeit", sagte sie in ihrer Bewerbungsrede.
Die bisherige Vorsitzende des Grüne-Jugend-Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern will zudem die Lage in Ostdeutschland stärker auf die Agenda heben: "Wir müssen zu den Menschen vor Ort. Zu denen, die sich abgehängt fühlen, die nicht gehört und repräsentiert werden. Wir müssen Sichtbarkeit für ostdeutsche Perspektiven und Themen im Verband und in politischen Debatten schaffen", schreibt sie.
Den Grünen wirft Held die Beteiligung an Verschärfungen der Asylpolitik in den vergangenen Jahren vor, sie will sich für einen linkeren Kurs einsetzen: "Jetzt ist die Zeit, Verteilungsfragen zu stellen."
Neuer Grünen-Jugend-Bundessprecher Luis Bobga verspricht: "Werden diese Partei wieder auf Links drehen!"
Das gilt auch für Bobga. "Wir können, und wir werden diese Partei wieder auf links drehen", kündigte er in seiner Bewerbungsrede an. Er wurde in Münster geboren, lebt jetzt in Köln und saß mehrere Jahre im Stadtrat von Emsdetten. Inzwischen arbeitet er für die Grünen in Nordrhein-Westfalen und ist bereits Mitglied im Bundesvorstand der Grünen Jugend.
Der Bundestagswahlkampf sei geprägt gewesen von "einer Anbiederung an die CDU und keiner Scheu davor, Migration als Sicherheitsproblem darzustellen". Bobga, dessen Vater aus Kamerun kommt, betonte: "Unsere Sicherheit ist unverhandelbar."
Es gelte nun, darum zu kämpfen, "dass diese Partei wieder zurück zu ihren Wurzeln findet", meint Bobga. Er will sich insbesondere für soziale Fragen, Antirassismus und Vielfalt einsetzen. "Ich will gemeinsam mit euch laut, unbequem und solidarisch für eine gerechte Gesellschaft kämpfen", schrieb er in seiner Bewerbung.
In seiner Bewerbungsrede forderte er: "Umverteilungsfragen müssen endlich ins Zentrum grüner Politik."