Trotz Lockdown: Grünen-Politikerin Kapek verbrachte Oster-Urlaub im Risikogebiet
Berlin - Ziemlich genau ein Jahr ist die einkassierte Osterruhe inzwischen her. Deutschland ächzte unter der dritten Corona-Welle und hing im Dauer-Lockdown fest. Mit dem Shutdown über die Oster-Feiertage wollte man die Infektionen mindern, doch nur einen Tag später wurde die Regelung wieder gekippt. Anschließend bat Bundeskanzlerin Angela Merkel (67) um Entschuldigung.
Ein Jahr später beherrscht zwar nicht eine geplante Osterruhe die Schlagzeilen, dafür aber der Rücktritt von Familienministerin Anne Spiegel (41). Die damalige rheinland-pfälzische Umweltministerin war nur zehn Tage nach der Flutkatastrophe zu einem vierwöchigen Familienurlaub nach Frankreich aufgebrochen.
Bei einem emotionalen Auftritt hatte Spiegel den Urlaub am Sonntagabend als Fehler bezeichnet und sich dafür entschuldigt. Sie begründete ihre damalige Entscheidung unter anderem mit dem Gesundheitszustand ihres Mannes, der 2019 einen Schlaganfall erlitten habe. Auch die Belastung ihrer vier Kinder in der Corona-Pandemie führte Spiegel an. Ihre Familie habe den Urlaub gebraucht.
Verständnis bekommt sie von der Grünen Berliner Ex-Fraktionschefin Antje Kapek (45), die selbst im Februar überraschend ihren Rücktritt verkündete. Auch hier spielte die Auswirkungen des Coronavirus, das politisch und privat Spuren hinterlassen hatte, eine Rolle.
Die Politikerin gab zu während der Osterferien mit ihrer Familie in den Urlaub gefahren zu sein - trotz Lockdown und der Bitte des damaligen Bürgermeisters Michael Müller (57) nicht zu verreisen.
Urlaub von Antje Kapek war eine Entscheidung für die Familie, "auch wenn es politisch unklug war."
"Während der Osterferien war Deutschland im Lockdown. Das wusste ich. Wir haben uns als Familie zu dieser Reise entschlossen. Wir brauchten sie", erklärte die 45-Jährige der Berliner Zeitung.
Zuvor hatte Kapek allerdings im Tagesspiegel für etwas Verwirrung gesorgt. "Ich stand letztes Jahr in den Sommerferien vor einer ganz ähnlichen Entscheidung wie Anne Spiegel. Auch ich hatte ein Kind, dem es nach fünf Monaten Lockdown extrem schlecht ging, und obwohl Michael Müller damals darum bat, dass kein Berliner in den Urlaub fährt, um die Pandemie im Griff zu behalten, haben wir uns trotzdem dafür entschieden." Es sei eine Entscheidung für die Familie gewesen, "auch wenn es politisch unklug war."
Warum sie allerdings zunächst von den Sommerferien gesprochen hat, ist unklar. Der Berliner Zeitung bestätigte die Grünen-Politikerin aber die erste Woche der Osterferien auf den Kanaren verbracht zu haben. Pikant: Damals wurden die Kanaren als Risikogebiet eingestuft.
Titelfoto: Annette Riedl/dpa