Ehemaliger Ministerpräsident Kemmerich darf kein Mittag essen: "Sie werden hier nicht bedient"
Von Simone Rothe, Christian Rüdiger
Weimar - Thüringens ehemaliger FDP-Chef und Kurzzeit-Ministerpräsident Thomas Kemmerich (60) wurde nach eigenen Angaben in einem Restaurant in Weimar als unerwünschter Gast behandelt.
"Sie werden hier nicht bedient". Mit diesem Satz, den Kemmerich auf der Plattform X öffentlich machte, sei er quasi als unliebsamer Besucher eingestuft worden. Er verließ demnach in Begleitung seines Sohnes das Lokal in der Klassikerstadt, wo er privat essen wollte. Der 60-Jährige lebt seit Jahren mit seiner Familie in Weimar. Zunächst hatte das Nachrichtenmagazin "Focus" den Vorfall aufgegriffen.
Der Ex-FDP-Chef zeigte sich angesichts des indirekten Rauswurfs irritiert. Er habe nachgefragt, warum er nicht bedient werde, sagte er auf dpa-Anfrage. Die Antwort sei gewesen, weil er Thomas Kemmerich sei. Seine ehemalige und heutige politische Rolle habe bei dem Wortwechsel in der auch von vielen Touristen besuchten Gaststätte in der Weimarer Innenstadt keine Rolle gespielt.
Den Namen des Lokals wollte er noch nicht verraten: "Kommt morgen. Ich wollte dem Betreiber wenigstens die Chance geben, mal mit mir zu reden", schrieb der gebürtige Aachener in den Kommentaren als Antwort auf die Frage eines Users.
Kemmerich, der als Politiker vor allem nach seiner Wahl mit Stimmen der AfD zum Thüringer Ministerpräsidenten im Jahr 2020 umstritten ist, führte das Erlebnis dennoch auf sein politisches Wirken zurück.
Vorfall in Weimarer Restaurant offenbar kein Einzelfall
"Nach der Ministerpräsidentenwahl ist mir das häufiger passiert", erklärte der 60-Jährige. Die Wahl, die wegen der AfD-Stimmen von vielen Menschen als politischer Tabubruch bewertet wurde, spiele heute immer noch eine Rolle. Erst kürzlich sei er deshalb in Berlin von einer Passantin auf offener Straße kritisiert worden.
Auf X äußerte Kemmerich, es erschüttere ihn, dass man nicht mehr zu jeder Zeit und an jedem Ort sagen könne, "was man denkt und fühlt". Der Vorfall erinnere ihn an eine "wirklich dunkle Seite dieses Landes, dieser Gesellschaft."
Kemmerich ist in diesem Jahr aus der FDP ausgetreten. Er schloss sich inzwischen dem von Ex-AfD-Chefin Frauke Petry (50) gegründeten "Team Freiheit" an.
Titelfoto: Hannes P Albert/dpa
