"Wer eher geht, kriegt weniger": FDP will gar kein Renteneintrittsalter mehr!
Berlin - Eigentlich ist alles ganz einfach: Das Rentenalter steigt Schritt für Schritt bis 67 Jahre. Und es gibt flexible Übergänge. Doch nicht allen reichen die Regeln für den Beginn der Rente aus.

FDP-Vize Johannes Vogel (40) will gar kein festes Renteneintritts-Alter mehr. "Ich bin überzeugt: Niemand muss den Menschen mehr vorschreiben, wann sie in Rente zu gehen haben - auch weil die Lebensläufe immer unterschiedlicher werden", sagte Vogel.
Kurz davor hat Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) diese Diskussion wieder aufgemacht. Der 64-Jährige hatte sich dafür ausgesprochen, dass künftig mehr Menschen als bisher tatsächlich bis zum geltenden Renteneintrittsalter arbeiten.
Vogel sagte: "Das Land, das hier in Europa am erfolgreichsten ist, ist Schweden mit seinem Modell des flexiblen Renteneintrittsalters." In Schweden können die Bürgerinnen und Bürger innerhalb eines Korridors entscheiden, wann sie in Rente gehen möchten. Je früher man geht, desto weniger Rente erhält man.
Die Schweden zum Ampel-Vorbild?

Damit würde Schweden das höchste faktische Renteneintrittsalter in Europa sowie mehr Selbstbestimmung für die Menschen erreichen. Dabei gelte in Schweden eine ganz einfache Regel: "Wer eher in den Ruhestand geht, erhält weniger Rente, wer später geht, erhält mehr."
Vogel forderte: "Daran sollten wir uns auch hier orientieren." Die FDP fordere dies schon lange.
Im Koalitionsvertrag sei ebenfalls vereinbart worden, zum skandinavischen Modell einen "Dialogprozess" zu führen. "Auch dieses Vorhaben des Koalitionsvertrags sollten wir diese Legislatur entschlossen angehen."
SPD, Grüne und FDP hatten damals angekündigt, mit den Sozialpartnern einen Dialog darüber zu führen, wie Wünsche nach längerem Verbleib im Arbeitsleben einfacher verwirklicht werden können.
Arbeitsminister verspricht zweites Rentenpaket

Eine weitere Anhebung des Rentenalters hatte die Ampel im Koalitionsvertrag zugleich ausgeschlossen. Nach geltender Rechtslage wird die Altersgrenze ohne Renten-Abschläge bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben.
Vor rund einem Monat hatte der Arbeitgebervertreter der Rentenversicherung, Alexander Gunkel, verlangt, die Altersgrenze für die Rente solle neu auf den Prüfstand kommen. Gunkel verwies darauf, dass eine Regierungskommission zur Zukunft der Rente bereits 2020 empfohlen hatte, dass es 2026 eine neue Bewertung zum Thema einer möglichen Anhebung der Altersgrenzen geben solle.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (50, SPD) hatte angekündigt, zeitnah ein Rentenpaket II vorzulegen. Dies soll die Weichen für eine langfristige Stabilisierung der Rente stellen, auch wenn immer mehr Angehörige geburtenstarker Babyboomer-Jahrgänge in Rente gehen.
Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa