Ramelow kritisiert Wagenknecht für ihre Haltung zu Russland und bezichtigt sie der Unwahrheit

Erfurt - Thüringens Ministerpräsident und Linke-Politiker Bodo Ramelow (66) hat seiner Partei fehlendes Interesse an seiner Bundesratspräsidentschaft vorgeworfen.

Sahra Wagenknecht (53, Linke) gilt auch aufgrund ihrer Haltung zu Russland im Ukraine-Krieg als umstrittene Person in der Linkspartei.
Sahra Wagenknecht (53, Linke) gilt auch aufgrund ihrer Haltung zu Russland im Ukraine-Krieg als umstrittene Person in der Linkspartei.  © Michael Kappeler/dpa

Er sei stolz darauf gewesen, die Bundesrepublik ein Jahr lang nach außen repräsentiert zu haben, sagte der 66-Jährige der "Süddeutschen Zeitung". "Meine Bundespartei hat das eher nicht bemerkt."

Ramelow ist Deutschlands bisher einziger Linke-Ministerpräsident und war turnusmäßig von November 2021 bis Ende Oktober 2022 Bundesratspräsident. In dieser Funktion unternahm er mehrere Reisen – unter anderem nach Chile.

Dem Linke-Parteivorstand warf Ramelow vor, keinen Bedarf für einen Austausch über seine Rolle als Bundespräsident gesehen zu haben. "Ich habe mit der internationalen Abteilung meiner Partei über keine meiner Reisen geredet, weil sie sich nicht einmal gemeldet hat", betonte Ramelow. Die Linke-Bundestagsfraktion habe er "sanft drängeln" müssen, um seine Arbeit vorstellen zu können.

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Erneut kritisierte der Thüringer Regierungschef die Haltung seiner umstrittenen Parteikollegin Sahra Wagenknecht (53) – etwa für die Behauptung, die Sanktionen der Bundesregierung gegen Russland würden Deutschland mehr schaden als Russland.

Ramelow kontra Wagenknecht: Öffnung von Nordstream 2 wäre "Unsinn"

Parteikollege und Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (66) ist mit den Aussagen von Sahra Wagenknecht (53) nicht einverstanden.
Parteikollege und Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (66) ist mit den Aussagen von Sahra Wagenknecht (53) nicht einverstanden.  © Michael Reichel/dpa-Zentralbild/dpa

"Ich weiß nicht, warum Frau Wagenknecht das immer wieder wahrheitswidrig behauptet", so der Regierungschef. Auch das Argument, man müsse die Gaspipeline Nordstream 2 öffnen, um Russland Verhandlungsbereitschaft zu signalisieren, sei "Unsinn".

Er habe den "Rohbau" der Linken mit errichtet. Anschließend seien "sehr viele kleinere Räume eingezogen" worden. Diese Wände wieder einzureißen, sei "Aufgabe derer, die jetzt Verantwortung tragen.

Ramelow war vor eineinhalb Jahrzehnten Fusionsbeauftragter der Linken, der das Zusammengehen der damaligen WASG in Westdeutschland mit der ostzentrierten PDS gemanagt hat.

In dem Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" bekräftigte er seine Position zu Waffenlieferungen Deutschlands an die Ukraine. "Früher war ich ein Gegner von Waffenlieferungen. Heute sage ich ergänzend: Jeder, der angegriffen wird, hat das Recht, sich zu verteidigen."

Titelfoto: Montage: Michael Kappeler/dpa, Michael Reichel/dpa-Zentralbild/dpa

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