Wagenknecht will Brandmauer zur AfD einreißen

Von Torsten Holtz

Erfurt/Berlin - Sahra Wagenknecht (55, BSW) zeigt sich offen für politische Gespräche mit der AfD auch auf Bundesebene.

Sahra Wagenknecht (55, BSW, r.) wirbt für einen offenen Umgang mit der AfD.  © Kay Nietfeld/dpa

Aktuell gebe es dies nicht, das sei eine Phantomdiskussion, erklärte die gebürtige Thüringerin der Deutschen Presse-Agentur. "Aber wenn Sie mich fragen, ob ich auch mit Herrn Chrupalla reden würde, wenn es einen konkreten Anlass dafür gäbe, wie es in Thüringen bei dem Gespräch der Fraktionsvorsitzenden der Fall war: ja, selbstverständlich."

Zuvor hatte AfD-Chef Tino Chrupalla (50) Kontakte zum BSW auch auf Bundesebene befürwortet. Auf die Frage, ob er und die Co-Vorsitzende Alice Weidel (46) für Gespräche mit Wagenknecht zur Verfügung stünden, sagte er dem Sender Welt-TV: "Ja, also immer." Er betonte, es gebe sogar schon Gespräche mit dem BSW: "Über das, was Deutschland bewegt, und wie man Mehrheiten verändern kann."

In Thüringen hatte der Vorsitzende der BSW-Landtagsfraktion, Frank Augsten (66), am Mittwoch mit dem dortigen AfD-Fraktionschef Björn Höcke (52) ein zweistündiges Gespräch geführt.

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Anlass war eine Blockade bei der Besetzung wichtiger Justiz-Gremien in dem Bundesland. Besprochen wurde aber nach Darstellung beider Seiten auch die Landespolitik allgemein.

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Wagenknecht wirbt für offenen Umgang mit der AfD

Wegen der Stärke der AfD sei eine Ausgrenzung der Partei nicht richtig, findet die BSW-Parteigründerin.  © Martin Schutt/dpa

Chrupalla sagte in dem "Welt"-Interview hingegen: "Das ist absolut richtig und vor allen Dingen auch im Bürgerinteresse. Das haben hier die Bürger gewählt." Die AfD sei in Thüringen mit Abstand stärkste Kraft und werde von den anderen Parteien ausgeschlossen.

BSW-Chefin Wagenknecht wirbt seit Längerem für einen offenen Umgang mit der AfD und auch Regierungsbeteiligungen der AfD. Gespräche sollten "normal sein in einer Demokratie", teilte sie mit.

"Die AfD wird aktuell von mehr als jedem fünften Wähler gewählt. Ausgrenzung und Redeverbote sind undemokratisch und eine Ohrfeige für diese Wähler, die sie nur noch mehr an die AfD binden." Die Politik der Brandmauer habe die AfD stärker gemacht.

Union, SPD, Grüne und Linke halten hingegen die Positionen und Ziele der AfD mit ihren eigenen für unvereinbar und wollen keine politische Zusammenarbeit.

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