Berlin - Beim SPD-internen Machtkampf um Posten in einer schwarz-roten Regierung war die Co-Vorsitzende Saskia Esken (63) leer ausgegangen. Am Sonntag hatte sie dann erklärt, nicht erneut für den Vorsitz kandidieren zu wollen. In einem Interview spricht Esken nun von einer medialen Kampagne gegen ihre Person.
"Wenn die öffentliche Jagd begonnen hat, werden positive Stimmen auch gern ignoriert", sagte die noch amtierende Co-Chefin der Sozialdemokraten der taz. Bereits am Abend der Bundestagswahl, aus der die SPD mit einem historischen schlechten Ergebnis hervorgegangen war, begann die Suche nach einem Sündenbock.
Während der eine Kopf der Doppelspitze, Lars Klingbeil (47), noch am Abend den Fraktionsvorsitz an sich riss und später in der neuen Regierung nicht "nur" Finanzminister ,sondern auch Vizekanzler geworden ist, geriet Esken schnell ins Fadenkreuz der parteiinternen und medialen Kritik und ging später leer aus.
Eskens Verbündete, wie etwa Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (50), hatten sich in der Öffentlichkeit nicht hinter die Parteichefin gestellt.
Darauf angesprochen sagte Esken nun, dass sie sich "auf dieses Spiel" nicht einlassen wolle: "Wenn sich jemand nicht öffentlich äußert, ist das nicht zwingend ein Zeichen mangelnder Solidarität."
So sei etwa ihre Parteikollegin und neue Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (57) gefragt worden, ob sie die Kandidatur Klingbeils als Parteivorsitzender unterstütze. Ob Bas sich auch hinter Esken stelle, sei hingegen nicht thematisiert worden: "Daraus wurde gemacht: Bas schweigt zu Esken. Das ist eine miese Tour."
In den vergangenen Wochen stand Saskia Esken massiv in der Kritik
Es sei schwierig, solche "medialen Manipulationen" später zu neutralisieren, so Esken.
Häufig würden etwa gewisse Zeitungen Dinge so weit zuspitzen, dass daraus Falschmeldungen entstünden, die dann wiederum von "rechten Kreisen" in sozialen Medien verbreitet würden: "Das kann man mit Gegendarstellungen nur bedingt korrigieren. Das ist Jagd."
Auf die Frage, ob Esken sich nach der Ankündigung, auf die Kandidatur als SPD-Chefin zu verzichten, erleichtert fühle, sagt die 63-Jährige: "Ich würde es gelassen nennen. Ich bin mit mir im Reinen. Aber natürlich fällt jetzt auch eine Anspannung von mir ab."