Politik-Experte über Wahlplakate: Kleine Parteien werben forscher
Chemnitz - Seit diesem Wochenende geht der Wahlkampf in die heiße Phase: Zahlreiche Wahlplakate hängen nun am Rand der Straßen. Doch welchen Effekt haben die Plakate? Das verrät Politik-Professor Benjamin Höhne (46) von der TU Chemnitz im Interview mit TAG24.

TAG24: Herr Höhne, welche Bedeutung hat Plakatwerbung für die Parteien im Wahlkampf?
Benjamin Höhne: Mithilfe der Plakate zeigen die Parteien in der Fläche Präsenz. Die Parteien hoffen so, Wähler mobilisieren zu können. Die Wirkung der Plakate ist allerdings nicht so hoch. Ob sie tatsächlich nennenswerte Wählerpotenziale heben, ist fragwürdig.
TAG24: Würde es auch ohne Plakatwerbung gehen?
Benjamin Höhne: Ja. Man könnte stattdessen mehr investieren in Werbung auf Social-Media-Plattformen, in Zeitungen, Radio- und TV-Spots, Info-Stände oder den Haustür-Wahlkampf. Doch dafür müssten sich alle Parteien einig sein. Wenn auch nur eine plakatiert, ziehen alle anderen nach.
Benjamin Höhne: "Für kleine Parteien geht es bei dieser Wahl ums Überleben"

TAG24: Viele Leute kritisieren, dass auf den meisten Wahlplakaten keine Inhalte transportiert werden, sondern nur Namen von Parteien oder Kandidaten. Machen CDU, SPD & Co. da grundsätzlich etwas falsch?
Benjamin Höhne: Das Medium erlaubt es nicht, darauf halbe Aufsätze zu veröffentlichen. Die Formulierungen müssen auf Plakaten zugespitzt werden, damit Menschen sie im Vorbeigehen oder -fahren lesen und erfassen können. Die Volksparteien SPD und CDU setzen auf Wohlfühl-Slogans, die politisch nicht wehtun, weil sie breite Wählerkreise ansprechen und niemanden verprellen wollen. Kleine Parteien wie FDP, Linke oder BSW sind da forscher. Für sie geht es bei dieser Wahl ums Überleben.
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