Drei Jahre nach tödlichem Attentat in Halle: Zahlreiche Menschen gedenken Jana L. und Kevin S.

Halle (Saale) - Drei Jahre nach dem antisemitischen Anschlag auf eine Synagoge in Halle in Sachsen-Anhalt wurde am Sonntag mit zahlreichen Veranstaltungen der Opfer gedacht.

Auf dem Gelände der Synagoge, die Stephan Balliet (30) am 9. Oktober 2019 anzugreifen versuchte, und an weiteren Orten in Halle fanden Gedenkveranstaltungen statt.
Auf dem Gelände der Synagoge, die Stephan Balliet (30) am 9. Oktober 2019 anzugreifen versuchte, und an weiteren Orten in Halle fanden Gedenkveranstaltungen statt.  © Hendrik Schmidt/dpa

Ministerpräsident Reiner Haseloff (68, CDU) legte gemeinsam mit Hinterbliebenen der Getöteten Kränze nieder und machte in seiner anschließenden Rede deutlich: Unsere Gesellschaft müsse gegenüber Antisemitismus und Rassismus klar Stellung beziehen.

"Allen Menschen steht das gleiche Recht auf Achtung und Würde zu", sagte er bei der Gedenkveranstaltung im Innenhof der Synagoge.

Die Frage, ob sich Ähnliches wiederholen könne, dürfe man nicht leichtfertig verneinen, mahnte Haseloff. "Der Firnis der Zivilisation ist sehr dünn. Humanität kann schnell in Inhumanität und Barbarei umschlagen." Das beschossene Tor der Synagoge sei "ein eindringliches Mahnmal".

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Am 9. Oktober 2019 hatte der schwer bewaffnete Attentäter Stephan Balliet (30) versucht, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur in die Synagoge in Halle einzudringen. Als ihm das nicht gelang, erschoss er davor die 40 Jahre alte Jana L. und in einem nahen Döner-Imbiss Kevin S. (†20). Auf seiner Flucht verletzte der Attentäter zahlreiche weitere Menschen, ehe er von der Polizei gefasst wurde.

Der heute 30 Jahre alte Deutsche hat die Taten eingeräumt. Das Oberlandesgericht Naumburg verurteilte ihn 2020 zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.

Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (68, CDU, r.) war anwesend.
Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (68, CDU, r.) war anwesend.  © Hendrik Schmidt/dpa
Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) war zwar nicht vor Ort, hat sich aber via Twitter positioniert.
Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) war zwar nicht vor Ort, hat sich aber via Twitter positioniert.  © Kay Nietfeld/dpa

Olaf Scholz mahnt via Twitter, dass niemand wegschauen dürfe

Am Sonntag wurde vor allem den beiden Todesopfern Jana L. (†40) und Kevin S. (†20) gedacht.
Am Sonntag wurde vor allem den beiden Todesopfern Jana L. (†40) und Kevin S. (†20) gedacht.  © Hendrik Schmidt/dpa

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Max Privorozki, der das Attentat in der Synagoge miterlebt hatte, betonte am Sonntag, dass am Jahrestag die Trauer um die beiden getöteten Menschen im Vordergrund stehe. Es sei nicht der Tag für die politische Auseinandersetzung.

Mit jedem Jahr werde der Zeitabstand zum Geschehen größer, aber es gebe etwas, das immer bleibe. "Da sind zwei Leute, die ermordet worden", sagte er kurz vor der Veranstaltung.

Auch Bundespolitiker riefen zu Achtsamkeit gegen Antisemitismus und Hass auf. "Dieser Jahrestag mahnt uns, nie wegzuschauen", schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) am Sonntag auf Twitter. "Wir gedenken der Opfer und bekräftigen, Rechtsextremismus in jeder Form entschlossen zu bekämpfen."

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"Nichts kann die Tat ungeschehen machen, aber wir ziehen unsere Lehren", schrieb Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52, SPD) auf Twitter. "Wir wollen, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland sicher und angstfrei leben können und schützen sie."

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa

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