Kriminelle zapfen Nato-Pipeline an und verkaufen geklautes Kerosin an Autofahrer

Rom/Brüssel - Aus einem Pipeline-System der Nato sind Ende des vergangenen Jahrzehnts große Mengen an Kerosin gestohlen worden, die dann über Tankstellen an unwissende Autofahrer verkauft wurden.

Brisant ist der Fall, weil das angezapfte Pipelinesystem ein wichtiger Teil des Nato-Verteidigungssystems ist, welches insbesondere Luftwaffenstützpunkte wie Ramstein (Foto) mit Speicheranlagen, Pumpstationen und Einspeisepunkten verbindet.
Brisant ist der Fall, weil das angezapfte Pipelinesystem ein wichtiger Teil des Nato-Verteidigungssystems ist, welches insbesondere Luftwaffenstützpunkte wie Ramstein (Foto) mit Speicheranlagen, Pumpstationen und Einspeisepunkten verbindet.  © Boris Roessler/dpa

Wie eine Sprecherin des Verteidigungsbündnisses jetzt der Deutschen Presse-Agentur bestätigte, hatten Kriminelle für den Diebstahl in einem Feld unweit der belgisch-französischen Grenze eine der Röhren des Leitungssystems angezapft.

Die Tat sei im Juni 2019 entdeckt worden, hieß es. Es gehe um etwa 800.000 Liter Flugzeug-Treibstoff, die gestohlen worden seien.

Über umfangreiche Ermittlungen zu dem Fall in Italien hatte vor einigen Tagen erstmals die Finanzpolizei in Rimini berichtet.

Ostdeutsche Landtage wollen Sender beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk streichen!
Politik Ostdeutsche Landtage wollen Sender beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk streichen!

Ihren Angaben zufolge wurde das gestohlene Kerosin von einer dort ansässigen Bande nach Italien gebracht und dort illegal an unwissende Autofahrer weiterverkauft. Ob Schäden an Fahrzeugen entstanden, war zunächst nicht bekannt.

Die italienische Polizei gab die Menge des gestohlenen Treibstoffs sogar mit rund 900.000 Litern an.

Besonders brisant ist der Fall, weil das angezapfte zentral-europäische Pipelinesystem (CEPS) ein wichtiger Teil des Nato-Verteidigungssystems ist. Es erstreckt sich über Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und die Niederlande und ist darauf ausgelegt, jederzeit den Bedarf des Bündnisses an Erdölerzeugnissen zu decken.

Dafür verbindet es zum Beispiel Luftwaffenstützpunkte wie die im rheinland-pfälzischen Ramstein und Büchel mit Speicheranlagen, Pumpstationen und Einspeisepunkten.

Drei Unternehmer sollen hinter der Aktion stecken

Blick auf den Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel, der ebenfalls zum betroffenen Verbundsystem gehört.
Blick auf den Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel, der ebenfalls zum betroffenen Verbundsystem gehört.  © Thomas Frey/dpa

Um die Betriebskosten so gering wie möglich zu halten und die Nutzung der Pipeline zu erhöhen, wird das System allerdings auch in großem Umfang für den Transport und die Lagerung von Kerosin für nicht-militärische Kunden eingesetzt. So versorgt es nach Nato-Angaben auch die großen Zivilflughäfen in Brüssel, Frankfurt, Luxemburg, Amsterdam und Zürich.

Verantwortlich für den Export von gestohlenem Treibstoff nach Italien soll nach Angaben der Finanzpolizei von Rimini eine kriminelle Vereinigung sein, die von drei Unternehmern angeführt wurde.

Diese ließen demnach das gestohlene Kerosin nach Italien bringen, um es dort über Kraftstoffhändler an ahnungslose Kunden zu verkaufen. Vor dem Verkauf wurde der Treibstoff in einem illegalen Lager aufbewahrt und dort mit Diesel und Öl gestreckt.

Neues Namensrecht: Bundestag stimmt für mehr Wahlfreiheit
Politik Neues Namensrecht: Bundestag stimmt für mehr Wahlfreiheit

Im Zuge der Ermittlungen konnten nach Angaben der Finanzpolizei neben den drei Unternehmern mehrere Dutzend Mittelsmänner aufgespürt werden. Sie waren am Kerosin-Verkauf in verschiedenen italienischen Regionen beteiligt. Im Laufe der Ermittlungen wurden zudem unter Anwendung von Anti-Mafia-Vorschriften Vermögenswerte in Höhe von mehreren Millionen Euro beschlagnahmt.

Die Sprecherin der zuständigen Nato-Agentur NSPA betonte, dass seit dem Diebstahl im Jahr 2019 kein weiterer Fall mehr bekannt geworden sei. Es gebe ein mehrschichtiges Sicherheitssystem, um das rund 5300 Kilometer lange CEPS-Netzwerk zu schützen, sagte sie.

Die beteiligten Mitgliedstaaten täten alles dafür, um einen weiteren Diebstahl weitestmöglich auszuschließen.

Titelfoto: Boris Roessler/dpa

Mehr zum Thema Politik: