Linke nach Italien-Wahl erschüttert: "Gestern war der letzte Tag eines freien Italiens"
Rom - Nach ihrem Wahlsieg hat Italiens Ministerpräsidentin in spe, Giorgia Meloni (45), angekündigt, ihrem Land "Stolz und Würde" zurückgeben zu wollen. "Die Italiener haben uns eine wichtige Aufgabe anvertraut. Jetzt wird es unsere Aufgabe sein, sie nicht zu enttäuschen und unser Möglichstes zu tun, um der Nation ihre Würde und ihren Stolz zurückzugeben", verkündete sie am Montag auf Twitter. Derweil herrscht nicht nur bei der Linken in Deutschland Krisenstimmung.
"Wenn wir dazu berufen werden, zu regieren, werden wir dies für alle Italiener tun, mit dem Ziel, dieses Volk zu einen", so Meloni, die gute Chancen hat, erste Ministerpräsidentin ihres Landes zu werden.
Doch in welchem Verhältnis soll dieses geeinte Italien dann zum restlichen Europa stehen? Nachdem sich schon am frühen Montagvormittag erste Politiker zu Wort meldeten und ihre Bedenken äußerten, wie es denn nun in und mit Italien weitergehen solle, riss auch am Nachmittag der Strom der Besorgten nicht ab.
Bei der deutschen Linken wurde der Wahlsieg des Rechtsbündnisses um Meloni gar als Katastrophe betitelt. "Gestern endeten die letzten Tage eines liberalen und freien Italiens", so Bundesgeschäftsführer Tobias Bank (36). Eine neofaschistische Partei habe die Macht übernommen. "Dies ist ein schwarzer Tag für Italien und ein schwarzer Tag für ganz Europa."
Schon jetzt sei klar, dass es Einschnitte in Freiheits- und Bürgerrechte geben werde, erklärte Bank.
Orban gratuliert, Russland hält sich zurück
Doch nicht nur für die Bürger selbst, auch für die Europäische Union könnte es im Zusammenspiel mit Italien "ungemütlicher" werden. "Giorgia Meloni hat im Wahlkampf bereits angekündigt, dass sie die Interessen Italiens stärker vertreten möchte in Brüssel", so Nino Galetti, Römer Büroleiter der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.
In der Vergangenheit habe die 45-Jährige schon öfters die Europäische Union kritisiert, deren Regeln sie der italienischen Verfassung unterordnen wolle. "Insofern könnte ich mir vorstellen, dass Giorgia Meloni sich zu einer Gegenspielerin zu EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen aufspielen wird."
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban (59) gratulierte Meloni am Montag derweil beschwingt zum Wahlsieg. "Bravo, Giorgia! Ein mehr als verdienter Sieg", hieß es auf Facebook.
Eine zurückhaltendere Reaktion gab es derweil aus Russland. Die Wahlen seien eine "rein interne Angelegenheit", so Kreml-Sprecher Dmitri Peskow (54). Sein Land begrüße aber alle politischen Kräfte, "die in der Lage sind, den Rahmen des etablierten Mainstreams, der von Hass auf Russland geprägt ist, zu verlassen und mehr Objektivität und Konstruktivität in den Beziehungen zu unserem Land zu zeigen".
Titelfoto: Oliver Weiken/dpa