Kopfschuss! Brutaler Gangster-Krieg in Leipzig

Leipzig - Filmreifer Gangster-Krieg in Leipzig: Eine Bande soll im Süden der Stadt eine konkurrierende Drogen-Gang in einen Hinterhalt gelockt und einem Mitglied in den Kopf geschossen haben (TAG24 berichtete). Laut Anklage ging es um 20.000 Euro Drogengeld.

Der mutmaßliche Schütze: Mohammad A. (27).
Der mutmaßliche Schütze: Mohammad A. (27).  © Dirk Knofe

Über die Stirn von Ahmed Ö. (28) zieht sich eine große Narbe. Sie ist ein "Andenken" an die Nacht zum 9. Mai, in der er als Beifahrer in einem BMW saß und laut Anklage eine Tasche mit 20.000 Euro hütete. Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge wollte der Türke mit seinem Boss Hussein D. (30) eine größere Menge Drogen kaufen.

Doch die vermeintlichen Verkäufer entpuppten sich als rivalisierende Gang, die es nur auf das Geld abgesehen hatte. Als der BMW am verabredeten Übergabeort - einem abgelegenen Parkplatz im Stadtteil Lößnig - vorfuhr, sollen die syrischen Brüder Mohammad (27) und Chaliel A. (25) dessen Türen aufgerissen und die Insassen mit einer Pistole bedroht haben.

Zunächst hielt Ahmed Ö. die Geldtasche fest. Doch dann nahm Mohammad A. laut Anklage seine Pistole (Kaliber 9 mm), richtete sie aus nächster Nähe auf den Kopf des Rivalen und drückte ab. Auch auf den Fahrer soll er geschossen haben.

Laut Anklage am Überfall beteiligt: Chaliel A. (25), Bruder des mutmaßlichen Schützen.
Laut Anklage am Überfall beteiligt: Chaliel A. (25), Bruder des mutmaßlichen Schützen.  © Dirk Knofe

Doch wie im Krimi gab Hussein D. Vollgas und raste los. So verfehlte ihn die Kugel. Mit seinem ins Koma geschossenen Kumpan auf dem Beifahrersitz bretterte der wegen Drogendelikten polizeibekannte Türke zur nächsten Klinik, wo Ärzte in einer Not-OP Ahmeds Leben retten konnten.

Neben den Syrern sitzt seit gestern auch Taner A. (42) vor dem Schwurgericht. Der Türke soll seine Landsleute in den Hinterhalt gelockt haben. Am ersten Verhandlungstag wollte sich keiner der unter anderem wegen versuchten Raubmordes angeklagten Männer äußern.

Schon die Ermittlungen gestalteten sich schwierig. So weiß die Polizei nur aus abgehörten Telefonaten, dass es um 20.000 Euro ging, die für den Ankauf von Drogen bestimmt waren. Die Opfer selbst taten in der polizeilichen Vernehmung ahnungslos. Von dem Geld fehlt bis heute jede Spur. Die Anklage geht davon aus, dass es die Syrer raubten.

Dass es sich bei den Opfern auch um Kriminelle handelt, belegten mehrere Razzien des Landeskriminalamtes im August. In den durchsuchten Häusern wurden Drogen, zahlreiches Diebesgut und große Mengen Bargeld sichergestellt. Die Bande soll nach Erkenntnissen der Ermittler vor allem in Mittelsachen ihr Unwesen getrieben haben.

Das Schwurgericht muss in dem Indizienprozess Unmengen an Telefonmitschnitten und Videos der polizeilichen Nachstellung des Geschehens samt ballistischer Gutachten bewerten. Bis Mitte Juli sind zunächst 18 Verhandlungstage geplant.

Das Opfer mit der großen Narbe: Ahmed Ö. (28) wurde mit einer Pistole in den Kopf geschossen.
Das Opfer mit der großen Narbe: Ahmed Ö. (28) wurde mit einer Pistole in den Kopf geschossen.  © Dirk Knofe
Er soll die Opfer in den Hinterhalt gelockt haben: Taner A. (42), hier mit seiner Anwältin Dr. Ines Kilian (51).
Er soll die Opfer in den Hinterhalt gelockt haben: Taner A. (42), hier mit seiner Anwältin Dr. Ines Kilian (51).  © Dirk Knofe

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