Kitas am Limit: Personalmangel im Südwesten "noch schlimmer" geworden

Stuttgart - Ungenügend beaufsichtigte Kinder und kranke Mitarbeitende: Der Personalmangel in Baden-Württembergs Kitas und seine Auswirkungen sind seit Jahren Thema. Eine neue Umfrage zeigt: Es geht weiter bergab.

Den anhaltenden Fachkräftemangel in baden-württembergischen Kitas bekommen ihre Leiterinnen und Leiter deutlich zu spüren.
Den anhaltenden Fachkräftemangel in baden-württembergischen Kitas bekommen ihre Leiterinnen und Leiter deutlich zu spüren.  © Marijan Murat/dpa

Eine neue Befragung des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) unter Kitaleitungen zeigt, dass sich nach den alarmierenden Befunden im vergangenen Jahr die aktuelle Situation in wesentlichen Bereichen noch weiter verschlechtert hat.

"In der Tat wird's noch schlimmer", sagte ein Sprecher des VBE Baden-Württemberg vor der Veröffentlichung der Landesergebnisse der Studie am Montag in Stuttgart. In Baden-Württemberg nahmen laut Verband mit über 3000 Kitaleiterinnen und -leitern im bundesweiten Vergleich die meisten Menschen an der Umfrage teil.

Die Studie nehme vor allem die Folgen des Personalmangels in den Blick und frage etwa nach mehr Fehlzeiten von Angestellten oder ob Kitas mit weniger Personal arbeiten müssten, als sie zur Erfüllung ihrer Aufsichtspflicht benötigten.

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Die Befragung streift auch Themen wie die Wertschätzung der Arbeit. Laut der Studie fühlen sich die Kitaleitungen vor allem durch die Politik nicht wertgeschätzt. "Bei allen drei Bereichen - Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik - sind es die schlechtesten Werte, die wir je gemessen haben", sagte der Sprecher des VBE.

Außerdem habe die Umfrage gezeigt, dass Maßnahmen zur Personalsicherung und Personalgewinnung zum Teil an dem vorbeigehen, was die Kitaleitungen für sinnvoll erachten.

In Kitas im Südwesten fehlen 16.800 Fachkräfte

In den Kitas im Südwesten fehlen Tausende Fachkräfte.
In den Kitas im Südwesten fehlen Tausende Fachkräfte.  © Marijan Murat/dpa

Auch der Chef des Städtetags Baden-Württemberg, Ralf Broß, sieht die Probleme bei der Personalsuche in Kitas. Das Ländermonitoring 2022 der Bertelsmann-Stiftung spricht von 16.800 fehlenden Fachkräften in Baden-Württemberg, um in diesem Jahr den gesetzlichen Anspruch aller Kinder auf Betreuung zu erfüllen, deren Eltern Betreuungsbedarf haben.

Für Broß ist klar: Die Betreuung in der heutigen Form lasse sich so nicht aufrechterhalten. "Wir brauchen keine staatliche Regelung von oben, sondern wir müssen den Kommunen mehr Möglichkeiten geben, auf die Situation vor Ort Einfluss zu nehmen."

"Beispielsweise indem man sehr wohl darüber nachdenkt, den Betreuungsschlüssel zu ändern", schlug er vor. Bisher sei der Betreuungsschlüssel - also wie viele Betreuungskräfte es pro Kindergruppe geben muss - fix.

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"Gleichzeitig müssen wir aber auch darüber nachdenken, ob denn nur die pädagogisch ausgebildeten, studierten Erzieherinnen und Erzieher die Betreuung übernehmen, oder ob wir nicht Betreuung aufteilen können, gedanklich zumindest, in Bildungsarbeit, in Betreuung und in Zeitvertreib", sagte Broß weiter.

Titelfoto: Marijan Murat/dpa

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