Missbrauchs-Bericht: Massive Vorwürfe gegen Alt-Erzbischof Zollitsch!

Freiburg - Er war einer der hohen Würdenträger der katholischen Kirche. Nun werden im Freiburger Missbrauchsbericht massive Vorwürfe gegen Alt-Erzbischof Robert Zollitsch (84) erhoben. Der 84-Jährige schweigt zunächst.

Matthias Jestaedt (l.-r.), Elisabeth Lammert, Edgar Villwock, Eugen Endress, Magnus Striet und Marc Mudrak nehmen bei einer Pressekonferenz der Erzdiözese Freiburg.
Matthias Jestaedt (l.-r.), Elisabeth Lammert, Edgar Villwock, Eugen Endress, Magnus Striet und Marc Mudrak nehmen bei einer Pressekonferenz der Erzdiözese Freiburg.  © Silas Stein/dpa

So habe Zollitsch während seiner Amtszeit das kanonische Recht - also das Kirchenrecht - im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen komplett ignoriert, sagte Eugen Endress, einer der Autoren des Reports, am Dienstag in Freiburg.

Endress nannte als Beispiel, dass ein Zölibatsverstoß eines Geistlichen bestraft wurde, während Missbrauch von Kindern und Jugendlichen kirchenrechtlich nicht geahndet worden sei. "Wir waren sprachlos."

Zollitsch, früherer Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, hatte bereits in einem Video schwerwiegende Fehler und persönliche Schuld eingeräumt. "Er lag mit dieser Selbsteinschätzung richtig", sagte der pensionierte Richter Endress mit Blick auf die Äußerungen.

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Vor der Pressekonferenz kündigte Zollitsch über einen Sprecher an, sich nicht zu dem Abschlussbericht äußern zu wollen. Der Vorgänger des amtierenden Erzbischofs Stephan Burger (60) führte das Erzbistum Freiburg von 2003 bis 2013.

Von Februar 2008 bis März 2014 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Erzbistum gehört zu den größten Diözesen in Deutschland

Von 1983 an war Zollitsch zwei Jahrzehnte lang Personalreferent im Erzbischöflichen Ordinariat gewesen. Mit rund 1,8 Millionen Katholiken gehört das Erzbistum zu den größten der 27 Diözesen in Deutschland.

Der Freiburger Report wurde von einer unabhängigen Arbeitsgruppe vorgestellt. Die sogenannte AG Aktenanalyse mit vier externen Fachleuten aus Justiz und Kriminalpolizei arbeitet seit 2019.

Der Bericht soll aufzeigen, wie Vertuschung und Missbrauch in dem Erzbistum möglich waren. Es werden dafür 24 Missbrauchsfälle beispielhaft dargestellt.

Ähnliche Studien gab es auch schon in anderen Bistümern, etwa in Köln und München.

In Rottenburg-Stuttgart berief Bischof Gebhard Fürst im Unterschied zu anderen Diözesen schon vor gut 20 Jahren eine unabhängige "Kommission sexueller Missbrauch" ein.

Stephan Burger gesteht eigene Fehler ein

Stephan Burger (60), Erzbischof von Freiburg steht vor Beginn einer Pressekonferenz der Erzdiözese Freiburg zum Umgang mit Missbrauch in der Katholischen Akademie.
Stephan Burger (60), Erzbischof von Freiburg steht vor Beginn einer Pressekonferenz der Erzdiözese Freiburg zum Umgang mit Missbrauch in der Katholischen Akademie.  © Silas Stein/dpa

Stephan Burger hat bei der Vorlage des Missbrauchsberichts für das Erzbistum eigene Fehler eingeräumt. "Dass ich Fehler begangen habe, steht für mich außer Frage", sagte der 60-Jährige am Dienstag in Freiburg. "Als Erzbischof bitte ich die Betroffenen um Verzeihung."

Burger war von September 2007 bis Juni 2014 Offizial - also Kirchengerichtsleiter - der Erzdiözese Freiburg. In der Untersuchung von Missbrauchsfällen werden Burgers Amtsvorgänger Robert Zollitsch, der bis 2013 amtierte, massive Vorwürfe gemacht.

Burger sagte, er könne nicht für seinen Vorgänger Zollitsch sprechen. Über mögliche kirchenrechtliche Konsequenzen für den 84-Jährigen müsse nun der Heilige Stuhl im Rom entscheiden.

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"Die notwendigen Maßnahmen dazu sind eingeleitet", sagte Burger, ohne weitere Details zu nennen.

Titelfoto: Silas Stein/dpa

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