Tumult in Freiburger Flüchtlingsheim zieht Konsequenzen nach sich

Freiburg - Die Landeserstaufnahme in Südbaden soll nach Ausschreitungen wieder zur Ruhe kommen. Die Verantwortlichen setzen auf Gespräche, mehr Sicherheitspersonal und Umbauten. Der Zaun der Anlage wird erhöht. Mit einem Mehrpunkteplan sollen neue Gewaltausbrüche verhindert werden.

Ein Stacheldrahtzaun umgibt das Gelände der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Freiburg. Nun sollen die Zäune noch höher werden.
Ein Stacheldrahtzaun umgibt das Gelände der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Freiburg. Nun sollen die Zäune noch höher werden.  © Philipp von Ditfurth/dpa

Nach Vorfällen Ende Januar kamen elf Bewohner sofort in andere Unterkünfte im Land, wie der zuständige Abteilungsleiter im Freiburger Regierungspräsidium, Peter Kramer, der Deutschen Presse-Agentur sagte. "Insgesamt sind rund 50 Menschen von Verlegungen betroffen."

Bei den Tumulten vor rund zwei Wochen waren Bewohner nach Angaben der Polizei teilweise mit Stangen, Messern und anderen Gegenständen aufeinander losgegangen. Es gab Verletzte, ein 28-Jähriger wurde danach von einem Gericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Die Erstaufnahmen sind Anlaufstellen für Asylsuchende. Bewohner in Freiburg kommen aus rund 30 Staaten, darunter aus Afghanistan, Syrien, der Türkei und den Maghrebstaaten Algerien, Marokko und Tunesien. Die Menschen bleiben im Schnitt drei bis fünf Wochen.

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Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sind nicht dabei, da sie für einen Schutz keinen Asylantrag stellen müssen. "Eine ausgewogene Belegung nach Herkunftsländern ist ein Garant dafür, dass es ruhig bleibt.

Wir würden liebend gern mehr Familien nehmen", sagte Kramer. Am Eingang der Anlage tasten Sicherheitskräfte Menschen ab.

Peter Kramer: "Der Zaun um die Anlage soll erhöht werden"

Die Security vor Ort soll nun aufgestockt werden.
Die Security vor Ort soll nun aufgestockt werden.  © Philipp von Ditfurth/dpa

Es werde dort nun eine feste Sicherheitsschleuse aufgebaut, denn bei den Tumulten seien auch Messer im Spiel gewesen, sagte Kramer. "Der Zaun um die Anlage soll erhöht werden", fuhr er fort. Damit könne beispielsweise verhindert werden, dass Menschen nachts von außen in die Anlage kämen. Die Außenbeleuchtung sei ebenfalls ein Thema: "Wir brauchen mehr Licht.

Wir möchten uns aber nicht zu einem Hochsicherheitstrakt entwickeln", sagte Kramer. Das Sicherheitspersonal werde zudem aufgestockt - tagsüber seien es nun 36 Beschäftigte statt bisher 22. Eine Polizeiwache in der Anlage ist mit bis zu fünf Beamten besetzt.

"Mir ist es besonders wichtig, dass wir so schnell wie möglich wieder unser Angebot zur Beschäftigung der Bewohnerinnen und Bewohner ausbauen", sagte die neue Leiterin der Unterkunft, Nicole Riße-Hasenkamp.

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Angebote für Sport und Handwerk sowie Sprachkurse fielen während der Corona-Pandemie aus. "Jetzt sind wir dabei, das Programm zusammen mit Ehrenamtlichen wieder auf die Beine zu stellen."

Die Freiburger Einrichtung liegt direkt in der Stadt

Kramer zufolge wird versucht, die Dinge im Gespräch mit den Geflüchteten zu entschärfen. "Viele Menschen waren über Monate unterwegs, es gibt unter ihnen zahlreiche 'Einzelkämpfer'", sagte er. "Wir sind gut beraten, auf die kulturellen Hintergründe einzugehen."

Die Lage in Freiburg sei besonders, da die Einrichtung mitten in der Stadt liege. Andere Erstaufnahmen im Südwesten wie Ellwangen und Sigmaringen seien hingegen in früheren Kasernenanlagen untergebracht. Ziel für Freiburg sei es nun, die aktuelle Belegung mit rund 650 Menschen zu halten.

"Wir möchten in einem Zimmer zwei bis drei Menschen haben. Es gibt dann auch die Möglichkeit, schutzbedürftige Frauen in einem Extra-Haus unterzubringen", sagte Kramer. Die südbadische Einrichtung ist auf maximal 1200 Plätze ausgelegt.

Titelfoto: Philipp von Ditfurth/dpa

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